Freitag, 14. März 2014

Abenteuer im Süden Thailands



Elefant am Straßenrand
Andi: Kurzfristig entschieden wir uns in Thailand ein Auto zu mieten. Mittlerweile waren wir weit gereist und trauten uns sowohl die Straßenbedingungen als auch alle anderen Unterschiede absolut zu. Man darf sich in Thailand einfach nicht stressen lassen, wenn die Leute ohne Beachtung des Gegenverkehrs überholen. Alles, was sich bewegen kann, befindet sich auf der Fahrbahn, Autos, Motorräder, Menschen, Hunde, Hühner oder gar Elefanten. Und doch ist hier alles ganz easy. Niemand fühlt sich genötigt, wild herum zu hupen. Man gewöhnt sich diesen gemütlichen, jedoch alle Verkehrsregeln brechenden Fahrstil schnell an. Ich habe das Fahren hier sehr genossen.

Touristischer Strand am Abend, Phuket
Außerdem gab uns das Auto die Möglichkeit völlig unabhängig von irgendwelchen Schleppern, Fixern oder Minibus-Touren zu sein, und auch weniger touristische Orte zu sehen. Auf der Insel Phuket erkundeten wir ein wenig die touristisch lebhaften Küstenörtchen mit unzähligen Bars, Restaurants und Hotels und die Strände, an denen sonnenhungrige Touristen ihren Urlaub verbringen. Nach einem Tag Phuket hatten wir genug, und fuhren endlich ans Festland, wo wir gleich einen kilometerlangen, leeren, schönen Strand fanden.

Khao Sok Nationalpark

 

Blick über den Khao Sok Nationalpark im Süden Thailands
 Unser eigentliches Ziel in dieser Woche (für unsere Verhältnisse eine kurze Zeit) war, zwei Nationalparks im Süden Thailands zu besuchen.
Im Khao Sok Nationalpark, wo aus grünem Regenwald Kalksteinberge aufragen, befindet sich auch ein riesiger (leider künstlicher) Stausee. Dieser See zieht sich in viele kleine Täler der gebirgigen Landschaft und schuf zweifellos eine beeindruckende Gegend. Wir wollten uns eine Bootsfahrt über den See nicht entgehen lassen und fuhren mit unserem Auto zum Bootspier, von wo Bootstouren starten. Wir wollten ein eigenes Boot mieten und nicht auf eine der Touren für die mit Minibussen angekarrten Touristen gehen.

Abendstimmung im Khao Sok NP
Das brachte uns wieder einmal in Konflikt mit der gut entwickelten Bootsmafia, die für Thailand völlig utopische Preise verlangt. 1800 Baht (40 Euro) für zwei Stunden Fahrt auf dem See! Für dieses Geld kann man in Thailand 4 Tage in einem Gästehaus übernachten. Oder bei uns mit dem Schiff von Bregenz nach Konstanz hin und retour fahren und sich noch ein Eis gönnen. Aber wir sind hier in Thailand?! Trotzdem ging Verhandeln nicht mehr: „same, same – same price“. Zu viele arglose Touristen haben in der Vergangenheit den Preis widerstandslos gezahlt, sodass die Bootsmafia es nicht mehr für nötig hält auch nur für etwas weniger als den Wucherpreis einen Finger zu rühren. Uns war gleich klar: Nicht mit uns! Wir sind nicht 10 Monate gereist, um uns hier von der Bootsmafia nach Strich und Faden über den Tisch ziehen zu lassen.
Selbstbewusst und erfahren wie wir ja mittlerweile sind, beschlossen wir an einem winzigen Pier weiter weg uns selbst einen Fischer oder sonst jemanden zu suchen, der uns billiger über den See fährt. Das muss doch noch möglich sein in Thailand!

Mit Pan, M und Police im Boot
Gesagt getan. Und so kam es, dass wir drei Männer, die im Schatten lümmelten, ansprachen. Einer konnte glücklicherweise sehr schlecht Englisch. Wild gestikulierend, lachend und lange überlegend konnte sich der Mann auch halbwegs mit uns unterhalten. Neben ihm lagen zwar trotz der frühen Stunde ein paar Bier, aber er schien klar genug im Kopf zu sein. Er stellte sich selbst als „Pan“ und die anderen beiden als „M“ (Bootsfahrer) und „Police“ vor. Police deshalb, weil er tatsächlich ein Nationalpark-Ranger war. Wir konnten es kaum glauben, aber er zeigte uns dann seinen durchaus echt scheinenden Ausweis. Ein Ranger, der an einem kleinen Pier zwischen Müll am Boden herumsitzt und nichts tut…

Beeindruckende Landschaft
Wir verhandelten. Erst wollte er nicht, und dann plötzlich doch, aber nur, wenn wir auch ein Mittagessen in einem kleinen Resort mitbuchen. Irgendwann war klar, dass er uns für 1300 Baht über den See fahren und uns die berühmtesten Felsformationen zeigen wollte, und uns ein Mittagsbuffet für zwei Personen anbot. Gar nicht so schlecht, Mittagessen inklusive und 500 Baht billiger. Während der ganzen Zeit sprachen M und Police nichts, starrten auf ihre Handys und rauchten. Wir vereinbarten, uns um 12 Uhr beim Hauptpier zu treffen.

Das schwimmende Resort im See
Es war noch fast eine Stunde bis 12 Uhr, aber wir hatten sonst nichts anderes vor; also machten wir uns gleich auf den Weg zum Pier. Während wir da so saßen, dachten wir über diese Aktion nach und waren immer unzufriedener mit unserem Deal. Lohnt sich die Fahrt überhaupt? Die langen Verhandlungen hatten uns schon die Lust auf die Tour verdorben. Wir wussten nicht ob wir uns ärgern oder freuen sollten, als tatsächlich um ca. 12:10 Uhr ein Boot um die Ecke getuckert kam. Mit M als Steuermann. Police und Pan lagen entspannt im Boot, letzterer winkte uns fröhlich zu. Dann mal los!

Baden im See
Wir machten es uns also auf dem kleinen, unstabilen Boot so bequem es ging und warteten ab, was noch so alles auf uns zukommen würde. Ein Bier und eine Zigarette lehnten wir dankend ab und wir versuchten trotz unserer Zweifel die Bootsfahrt über den See zu genießen. Offensichtlich waren wir eine seltene Fracht, denn alle drei wollten Fotos von uns machen (hauptsächlich natürlich von Annika), um das gleich bei Facebook zu posten. Am Handy hingen die 3 (auch der Bootsführer) sowieso die meiste Zeit über.

Das ausgezeichnete Mittagessen
Wir entspannten uns immer mehr und freuten uns durch diese wunderschöne Landschaft mit all den bewaldeten Felsen zu fahren. Irgendwann steuerten wir dann auf ein schön gelegene, kleine schwimmende Bungalows und ein größeres schwimmendes Haupthaus zu. Auf dem See gibt es einige solcher Resorts. Kurz nachdem wir angelegt hatten, wurde uns im Restaurant mit traumhaftem Blick über den See ein mehr als üppiges, ausgezeichnetes Mittagessen aufgetischt, von welchem locker vier Personen satt geworden wären. Wir gaben unser Bestes. :)

Das Resort sah eher etwas exklusiver aus, doch Pan, M und Police, die komischen Gestalten, entpuppten sich tatsächlich als Resortmitarbeiter, die uns das Essen servierten oder das Geld kassierten. Zwischenzeitlich zog Pan sein T-Shirt aus, und sprang mit Jeans in den See, um anschließend den zwei einzigen anderen Gästen des Resorts völlig durchnässt und mit freiem Oberkörper das Mittagessen zu servieren.
Danach hatten wir noch genügend Zeit, um ein wenig im klaren Wasser des Sees zu schwimmen und zu entspannen, bevor uns diesmal ein anderer Bootsfahrer mit einem „guten Boot“ zu den berühmten Felsformationen und danach zurück zum Pier brachte. Eine Privattour nur für uns, und es waren keine anderen Tourboote mehr unterwegs, was uns sehr freute.
Wir sind froh, dass wir dieses Abenteuer gewagt haben.


Laem Son Nationalpark 

 

Annika: Der zweite Nationalpark, den wir besuchten, liegt an der Westküste Thailands, zu dem viele einsame Strände und Buchten mit Mangrovenwäldern, dazu auch einige Inseln gehören: Der Laem Son Nationalpark. Im Internet konnten wir fast nichts über den Nationalpark erfahren, also beschlossen wir, einfach hinzufahren und uns im Besucherzentrum vor Ort zu informieren.

Einsamer, wunderschöner Strand
im Laem Son Nationalpark
Der riesige Parkplatz vor dem Besucherzentrum war leer. Trotzdem waren wir einigermaßen überrascht, als wir das Visitor Center betraten. Drei Männer lagen ausgestreckt auf dem Boden und sahen sich eine der lächerlichen Thai-Serien im Fernsehen an. Ein weiterer Mitarbeiter schlief tief und fest, und ließ sich auch nicht wecken, als die drei Männer erschrocken aufsaßen, und ihn mit Füßen traten, damit auch er Haltung einnehme. Nach einer Weile hatten sie sich von dem Schrecken erholt, Touristen anzutreffen, und ein Parkranger war sogar aufgestanden. Wir wagten zu fragen, ob sie eine Karte vom Nationalpark hätten. Sie konnten alle kein Englisch, aber wir fanden heraus, dass es wohl keine Karte gab. Etwas ratlos standen wir herum. Dann machten wir ihnen begreiflich, dass wir im Nationalpark campen wollten. Immerhin verstanden sie das Wort Camping und sie führten uns erleichtert zu einem Büro im Nebengebäude, wo ca. 10 Mitarbeiter, vorwiegend Damen, aber auch Parkranger in Tarnkleidung vor Computern saßen bzw. lagen. Auch sie waren absolut nicht auf Besucher vorbereitet. Die meisten sahen sich Youtube-Videos im Internet an, waren im Facebook, telefonierten oder schwatzten, und das alles gleichzeitig.

5 Parkranger bauen unser Zelt auf
Unsere Befürchtungen, dass wir hier noch weitere Reisende antreffen werden weil der Nationalpark im Lonely Planet – Reiseführer erwähnt ist, lösten sich sofort in Luft auf.
Dass wir im Nationalpark zelten wollten, versetzte alle in helle Aufregung und wie aufgescheuchte Hühner hasteten sie herum, und diskutierten wild gestikulierend. Nach einer Weile konnte uns eine Frau mit gebrochenem Englisch sagen, dass wir ein Zelt ausleihen konnten und wie viel es kostete. Wir willigten sogleich ein.

Sonnenuntergang
Bald machten sich fünf Parkranger an die Arbeit, unser Zelt aufzubauen. Wir machten noch einen Spaziergang am menschenleeren Strand, badeten und sahen uns einen wunderbaren Sonnenuntergang an.
Wir zelteten zwei Nächte in diesem Nationalpark, erkundeten die einsamen Strände, sammelten unzählige Muscheln und konnten neben Wasserbüffeln und Waranen ganz interessante Vögel beobachten, wie zum Beispiel „Hornbills“ (Nashorn-Vögel), verschiedene Papageien oder Seeadler.



Wir lieben es, Muscheln zu suchen!

Einkauf für ein Abendessen und ein Frühstück
am Lagerfeuer
Wir genossen die Tage mit dem Auto! Wir waren unabhängig, und wir haben zudem ein Thailand ohne Touristen erlebt, abseits der typischen Touristendestinationen und „must sees“. Während man z.B. in Phuket auf Thais trifft, die Englisch sprechen können, oder man in Supermärkte gehen kann und typisch europäische Produkte findet, hatten wir in den winzigen Supermärkten in Orten, die wir im Hinterland durchquerten, Mühe überhaupt etwas essbares zu finden, das uns einigermaßen bekannt vorkam.


Tempel in einem winzigen Ort im Süden Thailands
In „Restaurants“ konnten wir uns absolut nicht verständigen, und es gab auch keine Bilder, auf die wir zeigen konnten. Wir mussten uns mit Händen und Füßen verständigen. Es hat Spaß gemacht und es war abenteuerlich. Es gibt sie wirklich in Thailand: Einsame Strände, leere Straßen, vergessene Tempel...
  

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