Sonntag, 1. September 2013

How many miles ahead?

In Kanda unterwegs
Annika: Natürlich schreiben wir viel über unsere Erlebnisse in den jeweiligen Ländern. Doch ein großer Teil des Reisens ist „das Fortbewegen“ selbst. Wie kommen wir eigentlich von A nach B? Was für Gedanken machen wir uns über das Reisen? Während wir in Nordamerika noch den Luxus eines Wohnmobils oder Mietwagens genossen, oft selbst kochten und selbst unser Tempo bestimmen konnten, sind wir in Südamerika ganz auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

Cochabamba, Bolivien


Monument Valley, USA


















Busfahren in Südamerika
Ich erwähnte ja bereits, dass Busfahren in Südamerika eigentlich einen eigenen Blogeintrag verdienen würde. Ich denke da zum Beispiel an die Busbahnhöfe, auf denen brüllende Personen die verschiedenen Busunternehmen anpreisen. Man entscheidet sich schließlich für das Unternehmen, das am besten aussieht, wo die Schlange am längsten ist, oder für das, dessen Schreier am hartnäckigsten sind.

Andi in der Warteschlange beim Busbahnhof in Quito
Wenn man das Gepäck im Gepäckfach außen verstaut oder es mit aller Gewalt ins Gepäckfach oberhalb des Sitzes gestopft hat, weil man da besser darauf aufpassen kann, rollt der Bus meist gemächlich durch den Ort, um noch mehr Fahrgäste zu finden. Aus diesem Grund fährt der Bus mit offener Tür und der Busfahrer-Gehilfe schreit aus der Türe hängend die Destination auf die Straße. Wir hoffen und beten immer, dass wir einen guten Busfahrer erwischen.


Während den Busfahrten muss man spanische Schlager hören oder ist gezwungen sich gewalttätige Filme anzusehen.
Das Beste an diesen Busfahrten sind neben der Landschaft die vielen Straßenverkäufer, die irgendwo einsteigen, ihre Ware anpreisen und das alles für 50 Cent oder einen Dollar verkaufen (in Ecuador). Es gibt Empanadas, Saltenas, Papas fritas, gebrannte Mandeln, Eis, Früchte oder Fruchtsalat, Kaugummis, Getränke, und vieles mehr. Die erste Skepsis gegenüber diesen Köstlichkeiten verliert man schnell.


Essen
Essen in einem Motel in den USA
Ja, das österreichische Essen vermissen wir wirklich! In Kanada kochten wir hauptsächlich selbst und in den USA genossen wir die Vielfalt an Fastfood-Ketten und Restaurants. In Ecuador haben wir Spezialitäten wie Meerschweinchen und köstliches Schweinefleisch vom Markt probiert, sowie ab und zu in einem teureren Restaurant gegessen. Die Bevölkerung aber scheint sich fast ausschließlich von Reis (ohne Sauce!) mit Hühnchen zu ernähren, sogar zum Frühstück gibt es Reis.



Spanisch
Feilschen auf dem Markt in Otavalo, Ecuador
Andi und ich haben versucht, so viel Spanisch wie möglich zu lernen. Wir haben gelernt, kleine Unterhaltungen zu führen und können mittlerweile schon recht viel verstehen. Natürlich unterlaufen uns immer wieder kleine Fehler.

Als wir nachts beim Busterminal in Quito ankamen, und ein Hostel für die Nacht suchten, sagte Andi irrtümlich zum Taxifahrer „no lento“ (nicht langsam) anstatt „no lejos“ (nicht weit weg). Also raste der Taxifahrer zum nächsten Hostel.

Auf der CIMA erzählten wir einigen Jugendlichen, dass wir im Dschungel waren, und ich erzählte ihnen, dass unser Guide Englisch sprechen konnte. An ihren sehr überraschten Gesichtern konnten wir erkennen, dass etwas nicht stimmte. Unglücklicherweise hatte ich das Wort für Guide „guia“ mit dem Wort „cui“ für Meerschweinchen verwechselt. Esteban bot uns später großzügig seine Hilfe "als Cui" an. :)


„Wir haben zu viel Gepäck!“
Diesen Satz höre ich öfters von Andi. Vor allem, wenn wir eine Strecke (zum Bus, zum nächsten Hotel, usw.) laufen müssen. Trotz der Anstrengung bin ich stets der Meinung, dass wir alles brauchen, was wir besitzen – und natürlich muss ich auch 1-2 Bücher zum Lesen haben. :)

Mittlerweile hat jeder von uns schon die individuelle Packweise entwickelt und wir können schnell und mehr oder weniger praktisch unsere Sachen packen.

Vollbepackt nach dem Markt in Ecuador


Motel in den USA


















Wie schnell man sich an bestimmte Lebensumstände gewöhnt...

Vor unserer Reise hätte ich mir nicht vorstellen können, wie „einfach“ es ist, nur aus dem Rucksack zu leben und wie schnell man sich daran gewöhnt, in den nächsten Ort zu fahren und ein Hostel zu suchen.

Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mit so wenig Kleidung auskommen würde.
Natürlich gibt es Momente, in denen man sich gerne Zuhause auf die eigene Couch legen würde. Auf so einer langen Reise ist man einerseits überall, andererseits nirgendwo zuhause. Wir sind sehr dankbar, dass wir immer wieder auf liebe Menschen treffen, mit denen wir lachen können und denen wir uns anvertrauen können.

"Altlasten" loswerden, in Kanada
Es wundert uns, wie schnell man sich an ein neues Land und dessen Besonderheiten gewöhnen kann und wie schnell man sich zurechtfindet.
Wir vergleichen unser Land, unsere Kultur und unsere Gewohnheiten mit den anderen Ländern und den Leuten und möchten von dem Privileg, reisen zu können, profitieren. Viele Dinge, die in Österreich selbstverständlich sind, lernen wir unterwegs wieder neu schätzen.



Weltreise mit Diabetes?
Viele haben mich schon gefragt, wie es eigentlich mit dem Diabetes klappt. Schon vor unserer Reise habe ich mir viele Gedanken um dieses Thema gemacht und einige "Sicherheitsvorkehrungen" getroffen. Obwohl sich unser Staat ja Sozialstaat nennt, muss ich sagen, dass ich von Seiten Krankenversicherung und Hersteller von Diabetesprodukten keine Unterstützung bekommen habe. In der Diabetes-Ambulanz FK habe ich wertvolle Tipps und Hilfestellung bekommen! 

Es ist schwierig und teuer, Insulin in anderen Ländern zu kaufen und zu erhalten (In Bolivien und Ecuador beispielsweise gibt es mein Insulin gar nicht). Ich habe aber herausgefunden, dass Insulin viel länger an Zimmertemperatur hält, als im Beipackzettel vermerkt. :) Außerdem hat meine Mama mir Insulin in die USA geschickt, das noch bis Ende Bolivien funktionstüchtig sein sollte.
Diabetes bedeutet in gewisser Maßen schon eine Einschränkung, aber selbst ich war in der Salar de Uyuni und bin auf über 4000 Meter gewandert. Auch ich war im Dschungel und auch ich probiere sämtliches fremdländisches Essen! Ständig Traumwerte auf so einer Reise zu haben ist für mich sowieso unrealistisch und ich mache alles, so gut es eben geht.

Blutzucker-Messen auf dem Vulkan
Ich verwende eine Kühltasche zur Kühlung meines Insulins. Das Kühlhalten funktioniert nicht mit Kühlakkus, sondern mit Wasser und Verdunstung.
Neben dem lästigen Messen und Spritzen, sowie dem ständigen Denken an "Ersatz-BEs", habe ich gemerkt, dass die Insulinpatronen  Druckunterschieden (Höhenunterschieden) nicht gut standhalten, und oft Insulin ausläuft. Bis jetzt habe ich aber genug Insulin!


Bei allen, die speziell in dieser Sache an mich denken und für mich beten, möchte ich mich ganz herzlich bedanken! Ja - eine Weltreise ist möglich mit Diabetes, aber man kann nicht so leben, wie zuhause... :)


4 Länder in 5 Monaten
Villa Tunari, Bolivien
Rückblickend haben wir schon sehr viel erlebt! Wir haben den Osten Kanadas ein wenig kennengelernt, die Weite dieses faszinierenden Landes gespürt und die Freundlichkeit der Kanadier erlebt. Wir bereisten die USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und ließen uns von den großen Städten, allen
voran New York, und den verschiedenen Landschaftsbildern begeistern.
Ecuador ist uns wegen vieler lieber Menschen, schönen Erlebnissen und der herrlichen Natur ans Herz gewachsen.

Nun sind wir in Bolivien und haben schon ein landschaftliches Highlight dieses Landes, die Salzwüste, sehen dürfen.

Wohin geht die Reise?

Natürlich denken wir über das Vergangene, das Erlebte und über unsere Zukunft nach. Verändern wir uns auf dieser Reise? Wie wird es sein, wieder nach Hause zu kommen? Werden wir wieder ein „normales“ Leben führen (können)? Wo ist unser Platz auf dieser Welt?








Wir leben jetzt
„Alles was jetzt gerade abläuft, passiert jetzt." - "Ja und die Vergangenheit?" - "Die ist vorbei." - "Seit wann?" - "Seit jetzt. Wir sind jetzt im Jetzt." - "Zurück in die Vergangenheit." - "Und wann?" - "Na jetzt." - "Jetzt?" - "Jetzt." - "Das geht nicht." - "Wieso nicht?" - "Es ist vorbei." - "Seit wann?" - "Seit jetzt." (Spaceballs Filmzitat)

Übernachten auf dem Flughafen in LA
Auf der Reise machen wir uns viele Gedanken zum Thema Zeit, wie wir unsere Zeit nutz(t)en, was wir erlebt haben und was wohl die Zukunft bringen wird. Solche Gedanken sind wichtig, besonders, wenn sie auf das Jetzt einen Einfluss haben.
JETZT haben wir die Möglichkeit, offen zu sein für Neues, etwas zu tun, etwas zu verändern, für andere da zu sein, neue Menschen kennenzulernen, die Natur zu genießen,...



Immer die gleiche Hand...
Beim Skypen mit meinen Eltern sagte ich eines Tages etwas frustriert, dass Reisen manchmal so schwierig ist, weil man sich immer "fremden Händen" anvertrauen muss. Mein Papa erwiderte darauf: "Es ist immer die gleiche Hand, der du dich anvertraust. Es ist Gottes Hand."
Dieser Satz hat mich bewegt und mich seitdem nicht mehr losgelassen. (Danke, Papa!)

Ottawa, Kanada
Meine Freundin Beate hat mir ein kleines Büchlein geschenkt, auf dem folgender Spruch steht:

"Und nun geh deinen Weg ohne Angst und voll Vertrauen. Dass du nicht alleine gehst, darauf kannst du bauen. Gottes guter Segen zieht mit dir ins Land und auf allen Wegen hält dich seine Hand."
(C. Bittlinger)

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