Andi: Nachdem wir in La Paz einige Touranbieter und deren
Angebote ausgecheckt haben, beschlossen wir endlich mal eine weltreisetypische
Kombination zu planen.
Unser Boot |
Der Plan sah folgendermaßen aus:
1) Von La Paz aus die Todesstraße mit dem Fahrrad bis
Coroico hinunterfahren
2) In Coroico wollten wir ohnehin ein paar Tage bleiben weil
es in den Nebelwäldern liegt und sehr schön sein soll
3) Von Coroico aus eine 4 Tägige-Bootstour nach
Rurrenabaque im Dschungel unternehmen
4) Von Rurrenabaque kann man in den Madidi-Nationalpark
und in die Pampas gehen
Nachdem wir die Todesstraße bis Coroico sehr gut
überstanden haben und alles super geklappt hat, hatten wir knapp 3 Tage in
Coroico in einem sehr schönen Hostal. Wir lagen hier nur faul in den Stühlen und Hängematten
oder am Pool und genossen die Wärme, die Sonne und natürlich die Natur. Wir trafen hier zwei sehr nette und interessante Schweizer
die gemeinsam in einem alten VW-Bus in Bolivien unterwegs sind und auch gerade
mit ihrem Bus die Todesstraße absolviert haben. Wir verbrachten einen sehr netten Grillabend mit ihnen.
Keine Straße für schwache Nerven |
Am nächsten Tag startete unsere Tour nach
Rurrenabaque. Wir fuhren also zum Treffpunkt und mussten da erst mal in
einen öffentlichen Bus einsteigen. Das verunsicherte uns schon ein wenig, hatten wir doch
eher einen Minibus für unsere Gruppe erwartet. Was danach folgte war der blanke
Horror. Wir fuhren auf einer Straße, die wohl die Fortsetzung der
Todesstraße war und auch wenn sie vielleicht offiziell nicht so genannt wird
ist diese Straße nicht minder schlimm. Auf der vollkommen ungeteerten Straße, die oft nur so
breit ist, dass gerade mal ein Auto Platz hat, geht es links meist mehrere 100
Meter in die Tiefe.
Blick aus dem Fenster |
Und das Schlimmste: Hier herrscht Linksverkehr, das heißt wir fuhren immer ganz am Abgrund. Viel größere Sorgen, als dass der Fahrer über die
Fahrbahn kommen könnte, bereitete mir (Andi) aber der Zustand der Straße
selbst. Die Straße war oft nur aufgeschütteter Schotter, der wahrscheinlich
aufgefüllt wurde, nachdem die Straße an dieser Stelle davor einmal abgerutscht
war. Immer wenn der schwere Bus ganz knapp am Abgrund über
diese Stellen fuhr konnte man nie sicher sein ob der ganze Pfusch auch hält.
Annika: Was wir unbedingt vermeiden wollten, traf ein:
Wir fuhren mit einem Bus auf der Todesstraße! Eine unbefestigte, schmale
Schotter-„Straße“, die sich unerbittlich den Berg hoch und hinunter schlängelte,
und stets nur wenige Zentimeter von Abgründen entfernt, die sich senkrecht
hunderte Meter tief neben dem Weg auftun. Und wir in einem alten Bus, der unserer
Ansicht nach viel zu groß und zu lang für diese Straße ist. Wenn wir aus dem
Fenster sahen, was Andi nur mit einem ungläubigem Kopfschütteln quittieren
konnte und ich mit einem entsetztem Gesicht, konnten wir die Straße links oft
gar nicht mehr sehen.
Die Räder des Busses befanden sich stets an der Schwelle
des Abgrunds. Am Schlimmsten war es, wenn der Busfahrer bei Gegenverkehr
rückwärts bis zu einer Stelle fahren musste, die für zwei Fahrzeuge gerade
genug Platz bot aneinander vorbeizukommen. An diesem Tag stand bei mir treffend
im Andachtsbuch „Die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen
Nöten.“ (Psalm 25,17) Gott sei Dank (!) haben wir diese Straße überstanden.
Endlich den sicheren Dschungel erreicht |
Aber dann hätten wir auch nie die Bootstour erlebt, daher ist es vielleicht manchmal besser wenn man nicht alles im Vorhinein weiß. :)
Zelten am Fluss |
Die nächsten Tage sollten wenigstens um einiges besser
werden.
Goldwäscherfamilie am Rio Beni |
Im Boot ging es mit 10 anderen Touristen sowie unserem
Guide, unserem 2. Einheimischen Guide und unserer Köchin den Beni-Fluss
hinunter. Immer wieder stoppten wir und unternahmen Wanderungen im
Wald, z.B. an einen Wasserfall, wo man auch baden konnte. Am Ufer konnten wir häufig
Gold-Wäscher beobachten. Vor 30 Jahren hat es hier einen großen Goldrausch gegeben
und Firmen aus aller Welt wollten davon profitieren. Inzwischen sind die
Gewinne zurückgegangen und es gibt immer weniger Firmen.
Ruben zeigt uns wie das Gold vom Sand getrennt wird |
Aber es ist immer noch einiges Gold da. Manche arbeiten mit großen Baggern und Waschrinnen und andere
mit kleinen Sieben und dem guten alten Goldwäscherteller.
Später, als der Fluss immer breiter wurde, kamen wir dann
dem Nationalpark Madidi immer näher und die Natur wurde immer dichter und die Menschen
weniger.
Wir konnten viele Vögel und andere Tiere am Ufer
beobachten.
Erklärungen von unserem Guide Ivan |
Abends, nachdem wir gegessen und unsere Zelte aufgebaut
hatten, machten wir ein großes Feuer, um das wir gemütlich sitzen konnten.
Nach Sonnenuntergang konnten wir den Nachthimmel der südlichen
Hemisphäre bestaunen.
Es ist schon faszinierend wie anders die Sterne hier
sind. Hier gibt es beispielsweise das Kreuz des Südens und den Skorpion, und
nirgendwo lässt sich der altbekannte große Wagen oder der Orion ausmachen, welche
beide im Norden hinter dem Äquator liegen.
Das absolut Beste ist hier aber die Milchstraße. Sie
zieht sich wie ein dichtes Band quer über den ganzen Himmel.
Jaguarspuren im Sand, leider bekamen wir keinen zu Gesicht |
Am letzten Tag wanderten wir dann an einen Ort von dem
man aus „Ziplinen“ konnte.
Das sind Stahlkabel, an denen man mit einem Gurt und
einer Seilrolle über die Baumkronen des Regenwalds hinunter fahren kann. Endlich angekommen, konnte der Spaß
dann losgehen. Es war ein tolles (für Annika aufregendes) Erlebnis an
den Kabeln hinunterzufahren, mal länger, mal kürzer, mal schneller, mal
langsamer.
Madidi Nationalpark |
Schließlich erreichten wir unser
Ziel Rurrenabaque. Wir hatten 6 Tage gebraucht, mit dem Flugzeug dauert es ca.
eine knappe Stunde :) Das Städtchen liegt genau am Ende der
letzten bewaldeten Hügel, am Rande des Nationalparks, dahinter folgt der vollkommen flache Regenwald. Es hat uns sehr überrascht, wie schön und sauber diese
Stadt ist, vollkommen unbolivianisch. Der Tourismus scheint den Leuten viel gebracht zu haben. Hoffentlich lernen immer mehr, wie wertvoll der Naturschutz und der Tourismus sein kann!
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