Mittwoch, 18. September 2013

Höllenfahrt nach Guanay - Bootstour nach Rurre



Andi: Nachdem wir in La Paz einige Touranbieter und deren Angebote ausgecheckt haben, beschlossen wir endlich mal eine weltreisetypische Kombination zu planen.

Unser Boot
Der Plan sah folgendermaßen aus:
1) Von La Paz aus die Todesstraße mit dem Fahrrad bis Coroico hinunterfahren
2) In Coroico wollten wir ohnehin ein paar Tage bleiben weil es in den Nebelwäldern liegt und sehr schön sein soll
3) Von Coroico aus eine 4 Tägige-Bootstour nach Rurrenabaque im Dschungel unternehmen
4) Von Rurrenabaque kann man in den Madidi-Nationalpark und in die Pampas gehen



Nachdem wir die Todesstraße bis Coroico sehr gut überstanden haben und alles super geklappt hat, hatten wir knapp 3 Tage in Coroico in einem sehr schönen Hostal. Wir lagen hier nur faul in den Stühlen und Hängematten oder am Pool und genossen die Wärme, die Sonne und natürlich die Natur. Wir trafen hier zwei sehr nette und interessante Schweizer die gemeinsam in einem alten VW-Bus in Bolivien unterwegs sind und auch gerade mit ihrem Bus die Todesstraße absolviert haben. Wir verbrachten einen sehr netten Grillabend mit ihnen.

Keine Straße für schwache Nerven
Am nächsten Tag startete unsere Tour nach Rurrenabaque. Wir fuhren also zum Treffpunkt und mussten da erst mal in einen öffentlichen Bus einsteigen. Das verunsicherte uns schon ein wenig, hatten wir doch eher einen Minibus für unsere Gruppe erwartet. Was danach folgte war der blanke Horror. Wir fuhren auf einer Straße, die wohl die Fortsetzung der Todesstraße war und auch wenn sie vielleicht offiziell nicht so genannt wird ist diese Straße nicht minder schlimm. Auf der vollkommen ungeteerten Straße, die oft nur so breit ist, dass gerade mal ein Auto Platz hat, geht es links meist mehrere 100 Meter in die Tiefe. 


Blick aus dem Fenster
Und das Schlimmste: Hier herrscht Linksverkehr, das heißt wir fuhren immer ganz am Abgrund. Viel größere Sorgen, als dass der Fahrer über die Fahrbahn kommen könnte, bereitete mir (Andi) aber der Zustand der Straße selbst. Die Straße war oft nur aufgeschütteter Schotter, der wahrscheinlich aufgefüllt wurde, nachdem die Straße an dieser Stelle davor einmal abgerutscht war. Immer wenn der schwere Bus ganz knapp am Abgrund über diese Stellen fuhr konnte man nie sicher sein ob der ganze Pfusch auch hält.

Annika: Was wir unbedingt vermeiden wollten, traf ein: Wir fuhren mit einem Bus auf der Todesstraße! Eine unbefestigte, schmale Schotter-„Straße“, die sich unerbittlich den Berg hoch und hinunter schlängelte, und stets nur wenige Zentimeter von Abgründen entfernt, die sich senkrecht hunderte Meter tief neben dem Weg auftun. Und wir in einem alten Bus, der unserer Ansicht nach viel zu groß und zu lang für diese Straße ist. Wenn wir aus dem Fenster sahen, was Andi nur mit einem ungläubigem Kopfschütteln quittieren konnte und ich mit einem entsetztem Gesicht, konnten wir die Straße links oft gar nicht mehr sehen. 

Die Räder des Busses befanden sich stets an der Schwelle des Abgrunds. Am Schlimmsten war es, wenn der Busfahrer bei Gegenverkehr rückwärts bis zu einer Stelle fahren musste, die für zwei Fahrzeuge gerade genug Platz bot aneinander vorbeizukommen. An diesem Tag stand bei mir treffend im Andachtsbuch „Die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöten.“ (Psalm 25,17) Gott sei Dank (!) haben wir diese Straße überstanden.

Endlich den sicheren Dschungel erreicht
Andi: Wir waren heilfroh, als wir endlich nach langen Stunden das Dorf Guanay erreichten, von wo wir endlich mit dem Boot fahren konnten. Hätten wir das gewusst, dass wir mit so einem großen Bus auf so einer schlechten und schmalen Straße so lange fahren müssen, hätten wir das wohl gar nie gemacht und wären gleich nach Rurrenabaque geflogen.
Aber dann hätten wir auch nie die Bootstour erlebt, daher ist es vielleicht manchmal besser wenn man nicht alles im Vorhinein weiß. :)



Zelten am Fluss
An diesem Tag war ich schwer genervt von Bolivien, nach dieser Horrorfahrt erwartete ich wenigstens das versprochene Abendessen und unser Hostel. Aber auch dies traf nicht ein. Im Hostel war wegen eines Festes kein Platz für uns, und für das Abendessen drückte uns unser Guide 10 Bolivianos in die Hand. Selbst in Bolivien ist das zu wenig (1 Euro)! Nachdem wir dann nach einem alles andere als köstlichen Abendessen endlich unseren Zeltplatz auf einer Sandbank erreichten, bauten wir unsere Zelte auf und gingen dann bald schlafen.
Die nächsten Tage sollten wenigstens um einiges besser werden.

Goldwäscherfamilie am Rio Beni
Im Boot ging es mit 10 anderen Touristen sowie unserem Guide, unserem 2. Einheimischen Guide und unserer Köchin den Beni-Fluss hinunter. Immer wieder stoppten wir und unternahmen Wanderungen im Wald, z.B. an einen Wasserfall, wo man auch baden konnte. Am Ufer konnten wir häufig Gold-Wäscher beobachten. Vor 30 Jahren hat es hier einen großen Goldrausch gegeben und Firmen aus aller Welt wollten davon profitieren. Inzwischen sind die Gewinne zurückgegangen und es gibt immer weniger Firmen. 


Ruben zeigt uns wie das Gold vom Sand getrennt wird
Aber es ist immer noch einiges Gold da. Manche arbeiten mit großen Baggern und Waschrinnen und andere mit kleinen Sieben und dem guten alten Goldwäscherteller.

Später, als der Fluss immer breiter wurde, kamen wir dann dem Nationalpark Madidi immer näher und die Natur wurde immer dichter und die Menschen weniger.
Wir konnten viele Vögel und andere Tiere am Ufer beobachten.



Erklärungen von unserem Guide Ivan
Abends, nachdem wir gegessen und unsere Zelte aufgebaut hatten, machten wir ein großes Feuer,  um das wir gemütlich sitzen konnten.
Nach Sonnenuntergang konnten wir den Nachthimmel der südlichen Hemisphäre bestaunen.
Es ist schon faszinierend wie anders die Sterne hier sind. Hier gibt es beispielsweise das Kreuz des Südens und den Skorpion, und nirgendwo lässt sich der altbekannte große Wagen oder der Orion ausmachen, welche beide im Norden hinter dem Äquator liegen.
Das absolut Beste ist hier aber die Milchstraße. Sie zieht sich wie ein dichtes Band quer über den ganzen Himmel.

Jaguarspuren im Sand, leider bekamen wir keinen zu Gesicht
Am letzten Tag wanderten wir dann an einen Ort von dem man aus „Ziplinen“ konnte.
Das sind Stahlkabel, an denen man mit einem Gurt und einer Seilrolle über die Baumkronen des Regenwalds hinunter fahren kann. Endlich angekommen, konnte der Spaß dann losgehen. Es war ein tolles (für Annika aufregendes)  Erlebnis an den Kabeln hinunterzufahren, mal länger, mal kürzer, mal schneller, mal langsamer.




 




















Madidi Nationalpark
Schließlich erreichten wir unser Ziel Rurrenabaque. Wir hatten 6 Tage gebraucht, mit dem Flugzeug dauert es ca. eine knappe Stunde :) Das Städtchen liegt genau am Ende der letzten bewaldeten Hügel, am Rande des Nationalparks, dahinter folgt der vollkommen flache Regenwald. Es hat uns sehr überrascht, wie schön und sauber diese Stadt ist, vollkommen unbolivianisch. Der Tourismus scheint den Leuten viel gebracht zu haben. Hoffentlich lernen immer mehr, wie wertvoll der Naturschutz und der Tourismus sein kann!

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