Donnerstag, 6. Juni 2013

Ein Erlebnis



Annika: Weil wir bis jetzt eher unpersönliche, informative Blogeinträge geschrieben haben, möchte ich euch von einem Erlebnis berichten, welches mich sehr gefreut hat.

Nachdem wir uns den Grand Canyon angeschaut haben, fuhren wir weiter Richtung Monument Valley. Beim Grand Canyon Nationalpark haben wir uns einen 80 Dollar - Jahrespass für alle Nationalparks gekauft, da die Eintrittspreise recht hoch sind und sich so ein Pass für unsere Besuche wirklich lohnt. Den Pass haben wir brav an den Innenspiegel unseres Autos gehängt.
Auf der Fahrt zum Monument Valley sahen wir einen rundlichen, älteren Indianer am Straßenrand stehen, der versuchte, mittels Auto stoppen eine Mitfahrgelegenheit zu finden.
Wir beschlossen, ihn mitzunehmen. Obwohl er stark nach Alkohol roch (wie klischeehaft!), wurde es eine interessante Fahrt. Er erzählte uns einiges über die Gegend um Monument Valley und erklärte uns die Namen verschiedener Felsen. Er zeigte uns auch eine Unterkunft aus Holz und Sand, die die Indianer früher bewohnten. Wir erfuhren, dass er fünf Kinder hatte, die er alleine großziehen musste, da seine Frau früh gestorben war.
Er wollte uns am nächsten Tag unbedingt eine „grand tour“ durch das Monument Valley geben, doch wir lehnten vorerst höflich ab, obwohl er uns leid tat. Der Preis erschien uns zu hoch und schließlich wussten wir nicht, in welchem Zustand wir ihn am nächsten Tag antreffen würden. Wir fuhren ihn bis zu seinem Haus in dem trostlosen Ort Monument Valley. Es erfüllte mich echt mit Unbehagen und Traurigkeit, als ich sah, wie die Indianer hier in dem Reservat leben. Ärmlich und dreckig.

Wir fanden schließlich ein recht günstiges Motel 30 Meilen vom Monument Valley entfernt. Am nächsten Tag entschieden wir uns für einen Ausflug in einen kleineren recht unbekannten Nationalpark, der 3 beeindruckende "natural Bridges" aus Stein aufweist. Auf der Fahrt dorthin sagte Andi plötzlich "Annika, wo ist eigentlich unser Pass?". Unser Jahrespass für die Nationalparks war verschwunden! Wir suchten überall und versuchten uns zu erinnern, wo wir ihn das letzte Mal gesehen hatten. Wir waren uns beide nicht sicher, doch wir vermuteten, dass der Pass noch am Spiegel hing, bevor wir den Indianer mitgenommen hatten.
Dass der Indianer, dessen Namen wir nicht aussprechen konnten, den Pass gestohlen hat, erschien uns unwahrscheinlich.
Plötzlich fiel mir ein, dass ein sehr starker Wind gegangen war, als wir mit dem Indianer die historische Unterkunft besichtigt hatten. Könnte es möglich sein, dass der Wind den Pass aus dem Auto geweht hat, als wir die Türen öffneten?

Es war eine unbefriedigende und ärgerliche Angelegenheit. Wir hatten den Pass ja erst für einen Nationalpark nutzen können und wir waren ja auf dem Weg zu einem Nationalpark, der wieder Eintritt kosten würde. Wir waren frustriert.
Also betete ich, dass wir auf einen netten Park-Ranger treffen würden, der uns vielleicht einen neuen Pass gibt oder uns zumindest trotzdem gratis in den Park lässt. Ich betete auch, dass wir den Pass vielleicht finden könnten.
Bei den Natural Bridges angekommen, sprachen wir mit einem Ranger am Eintrittstor. Er sagt uns, dass er uns keinen neuen Pass geben könne. Wir hatten zwar noch unseren Kassenbeleg, aber er sagte, er könne nichts für uns tun. Er überlegte und sagte dann, dass er uns glauben würde, dass wir den Pass wirklich verloren haben, und dass er uns gratis hineinließe. Es gab noch eine etwas merkwürdige Situation, weil sich ein alter Kriegsveterane unheimlich für uns aufgeregt hat und fand, dass die Ranger einen "lousy job" machen, weil sie uns keinen neuen Pass ausstellten. Schließlich fragte ich den Ranger, was wir bei den anderen Nationalparks machen sollen, und er meinte, dass wir es jedes Mal versuchen sollten, hinein zu kommen, aber dass es ganz davon abhängt, welchen Ranger wir sprechen würden. Normalerweise könne man uns nicht einfach gratis hineinlassen.

Wir dankten ihm und ich erzählte ihm, dass ich gebetet hatte, dass wir auf einen netten Ranger treffen würden, und dass er dieser nette Ranger sei.

Wir verbrachten einen aufregenden Tag bei den Natural Bridges und genossen eine wunderbare Fahrt Richtung Monument Valley, das wir uns im Abendrot anschauen wollten.

Der verlorene Pass ärgerte uns trotzdem und wir erfanden stets neue Theorien, wo und wie der Pass verloren gegangen sein könnte. Da beschlossen wir, nochmal zu der alten Indianerunterkunft zu fahren, und dort im Sand zu suchen, obwohl es uns sinnlos erschien. Der Wind könnte den Pass, sollte er wirklich dort aus dem Auto geweht worden sein, schon meilenweit weggetragen haben.

Andi versuchte an die exakt gleiche Stelle zu fahren wie am Vortag. Schon aus dem Autofenster sahen wir etwas kartenähnliches im Sand stecken. Wir mussten nicht mal suchen! Da lag unser Pass! Mitten im Wüstensand, nicht weit weggeweht! Wir hätten Stunden danach suchen können, wäre er nur ein paar Meter weiter zwischen die Büsche geweht worden. - Und vor allem wussten wir ja nicht mal sicher, dass er hier verloren gegangen war.

Es war wirklich ein schönes Erlebnis und ich bin Gott so dankbar, dass er das Gebet erhört hat. Andi hat sich auch sehr gefreut.

Ich beschloss, dem Ranger ein Email mit diesem Erlebnis zu schreiben, weil er so nett zu uns gewesen war. Ich bekam postwendend folgende Antwort:

This is an email I was VERY happy to receive.  I am really glad you found your pass and the story has such a happy ending. I am sorry for the unpleasant scene in the Visitor's Center and thank you for your kindness throughout.
Thank you for praying for me! I hope the rest of your trip is happy and rewarding.
Ranger Gordon“ (das fettgedruckte hat übrigens der Ranger fettgedruckt gemacht :-))

Auch wenn einiges auf unserer Reise nicht so verläuft wie gedacht (meine Krankheit, die mich immer noch ans Bett fesselt oder andere Verluste und ärgerliche Erlebnisse), weiß ich, dass Gott Gebete erhört und für uns sorgt – so wie es für uns das Beste ist.


2 Kommentare:

  1. So cool! Gott isch afach treu! Liabe Grüaß, Gloria

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  2. Hallo Annika und Andy, es hat nun doch einige Zeit gedauert bis ich eure Bloggadresse erfahren habe. Ein tolles Erlebnis und ein wundervolles Ende. Ich werde jetzt noch die anderen Beiträge lesen und schicke euch ganz liebe Grüße Carmen

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