Donnerstag, 26. Dezember 2013

Neuseeland - Licht und Schatten



Ostküste (Südinsel)
Annika: Wenn ich auf die Zeit in Neuseeland zurückblicke, möchten mir im ersten Moment all die negativen Dinge einfallen, die unseren Aufenthalt überschattet haben. Dass ich die Hälfte der Zeit mit hohem Fieber „im Bett“ bzw. im hinteren Teil des Campers lag; dass wir auf der Südinsel oft schlechtem Wetter und heftigen, nicht-enden-wollenden Regenfällen ausgesetzt waren; dass wir so viel Mühe hatten, nicht zu viel Geld auszugeben; dass wir leider auf einige unfreundliche Neuseeländer gestoßen sind oder dass wir sogar bestohlen wurden.
Doch es gab immer wieder sogenannte Lichtblicke und diese sind mir gut in Erinnerung und werden mich stets freuen, wenn ich an Neuseeland denke.

Es gab immer wieder Lichtblicke!
Regenbogen über Dunedin, Südinsel
Andi: Neuseeland war für uns ganz Mittelerde-typisch Licht und Schatten. Wir hatten sehr gute, faszinierende Zeiten und schlechte, müßige, ungeliebte Zeiten. Neuseeland wird trotz vieler schöner Erlebnisse sicher nicht als unser Lieblingsland in die Geschichte eingehen.
 
Beginnen wir mit dem Schatten und arbeiten uns hoch zum Licht. Alles begann schon wenig erfreulich. Kaum hatten wir das sonnige, fröhliche Tonga hinter uns gelassen, fanden wir Neuseeland grau, kalt und regnerisch vor. Annika wurde am nächsten Tag krank und ihr Zustand sollte sich über eine Woche nicht verbessern.

Mirror Lake (Spiegelsee)
Fjordland-Nationalpark

Wir hatten leider auch einige schlechte Erfahrungen mit unfreundlichen Neuseeländern, von deren Freundlichkeit uns immer vorgeschwärmt wurde. Es gibt durchaus viele, sehr freundliche Kiwis, aber die Anzahl der Unfreundlichen war schon erschreckend hoch. Sogar die Mehrzahl der Visitorcentre-Mitarbeiter oder Campingplatz-Besitzer waren unfreundlich, vor allem, wenn sie bemerkten, dass wir nicht mit Geld um uns schmeißen und möglichst gratis Aktivitäten unternehmen wollen.

Internet ist eine willkommene Quelle der Abzocke. Wir entdeckten, dass „free wifi“ in Neuseeland höchstens 50MB Datenlimit oder 30 Minuten Zeitlimit bedeutet. Damit kann man gerade mal schnell die Mails checken. Als Reisender muss man jedoch viel organisieren, möchte Kontakt zu Freunden und Familie halten und dann hat man auch noch einen Blog, den man gerne immer wieder updaten möchte.



Typisches Neuseeland:
Schafe auf grünen Weiden
Versteckte Kosten scheinen generell beliebt zu sein in Neuseeland. Wo hat man sonst auf der Welt jemals nochmals zusätzlich für die Duschen bezahlen müssen, wenn man schon die Gebühr für den Campingplatz bezahlt hat? Zudem kam noch, dass in Neuseeland viele Dinge unnötig kompliziert oder schlichtweg überteuert sind. Nicht nur Touren, die überall angeboten werden, sondern auch Lebensmittel, allen voran Milchprodukte. Obwohl das kleine Neuseeland im Export an Milchprodukten weltweit an zweiter Stelle steht, sind Mich und Butter teurer als überall, wo wir bisher waren, auch teurer als in Europa. Vieles in Neuseeland können wir einfach nicht nachvollziehen.

Fingerhut am Straßenrand
Wir haben Neuseelands Natur sehr genossen und wunderschöne, besondere Plätze aufgesucht.
Manchmal waren wir aber ein wenig enttäuscht von der Natur und der Kultur. Die britischen Einwanderer haben ganze Arbeit geleistet, um eine fast exakte Kopie der Heimat in Neuseeland herzustellen. Das ging leider so weit, dass die meisten Tiere und viele Pflanzen, die man sieht, eingeführte Arten sind, die einheimische Arten bereits verdrängt, ausgerottet oder an den Rand der Ausrottung gebracht haben.


Wanderung Key Summit, Fjordland Nationalpark
Vielleicht waren es die hohen Erwartungen, die wir aufgrund der vielen Lorbeeren von anderen über Neuseeland, hatten. Vielleicht trug aber auch unsere lange Reise dazu bei, dass wir nun zwangsweise mehr vergleichen (können). Vielleicht war es auch teilweise nur Pech, wie z.B. die Krankheit von Annika, das Wetter oder dass wir an so viele unfreundliche Kiwis geraten sind.
 
Mittelerdische Landschaft :)
Jedoch hatten wir in Neuseeland auch sehr schöne Erlebnisse, die wir nicht missen möchten, auch wenn es nach dem oben gesagten vielleicht nicht so erscheinen mag. Wir
möchten gerne positiv auf eine Kultur und ein Land zugehen. Wir werden sicher hauptsächlich die schönen Erlebnisse in Erinnerung behalten, dennoch möchten wir das Schlechte nicht einfach ignorieren oder unter den Teppich kehren.

In Neuseeland gab es wie gesagt auch viel Licht und wir haben sogar trotz der kurzen, dreiwöchigen Zeit sehr viele Highlights erlebt.




Otago-Peninsula, Ostküste
In Dunedin (Ostküste der Südinsel) gab es den ersten Lichtblick. Bei einer Wanderung an der Küste, an der wunderschöne gelbe Büsche blühten, konnte ich sogar einen der seltenen Gelbaugenpinguine beobachten.

Annika: Am selben Tag sah Andi später sogar einen Seehund und weitere Pinguine an der Ostküste. Ich konnte mich wirklich mit Andi freuen, dass er diese Tiere (gratis) sehen konnte, denn es werden überall teure Touren angeboten, die wir uns nicht leisten wollten.
Wanderung durch Regenwald
Sicht auf schneebedeckte Gipfel
Während ich die meiste Zeit fiebrig (und deswegen verzagt) im Auto saß oder lag, kümmerte sich Andi liebevoll um mich, indem er mich aufmunterte, für mich kochte und mich in Decken einpackte, damit mir nicht zu kalt wurde. Geduldig ertrug er die Tage, an denen wir nichts Richtiges unternehmen konnten und ich bin ihm dafür sehr dankbar.

In Milford Sound, wo sich schöne, hohe Berge direkt am Meer befinden und wo sich eine interessante, fast märchenhafte Fjordlandschaft befindet, hatten wir tatsächlich schönes Wetter. Strahlender Sonnenschein und ein tiefblauer Himmel – eine Seltenheit in dieser Gegend, wo es über 250 Tage im Jahr regnet.
Die Fahrt dorthin war das eigentliche Highlight, vorbei an dichten Regenwäldern und hohen Bergen, vorbei an einsamen, blauen Seen und an naturbelassenen Flüssen. Der riesige Pluspunkt von Neuseeland ist, dass es oft noch so unbesiedelt ist. Wo sich bei uns dicht an dicht Dörfer und Felder in den Tälern drängen, teilweise bis weit die Berghänge hinauf, gibt es hier riesige Flächen, meist Nationalparks, wo keine Menschen leben.


Milford Sound
Fjordland Nationalpark
Mit Aspirin versorgt unternahm ich mit Andi eine kleine Wanderung. Wir liefen zuerst durch einen wunderschönen Wald, der durch seine Farne und durch das feuchte Klima an den Regenwald erinnert, und fanden uns dann auf einem kleinen Berg mit tollem Panorama wieder. Der Blick auf die schneebedeckten Gipfel um uns herum hatte beinahe etwas Heimatliches an sich. Bei diesem Wetter konnten wir die Bergkulisse richtig genießen und auch den Blick über den Fjord der am Ende der Straße wartete. Die Fahrt in die Fjorde ist sowieso großartig. Ich liebte die Wälder, die Flüsse und die vielen bunten Blumen, die in voller Blüte standen.

Key Summit Wanderung
Unklug war die Wanderung deshalb, weil es mir danach natürlich noch viel schlechter ging als vorher. Aber wahrscheinlich hätte sich mein Zustand ohnehin nicht gebessert und so habe ich wenigstens diesen einen Tag in Milford Sound mit Andi genießen können.
Nach weiteren Tagen mit hohem Fieber suchten wir ärztlichen Rat auf und gerieten an eine ganz liebe und bemühte Ärztin.
Ein Kea, ein sehr frecher Vogel, der versuchte,
die Reifen unseres Campers aufzupicken! :)


Daheim würde man wahrscheinlich einfach auf das Ende der Krankheit warten, aber mit unserer Reise-Vorgeschichte ist es vielleicht doch besser, bestimmte Krankheiten ausschließen zu können. Bis heute wissen wir nicht, warum mich so lange das Fieber geplagt hat, aber nach weiteren Tagen des Ausharrens ging es mir dann endlich besser!
So konnten Andi und ich dann doch noch einige kleine Abenteuer in Neuseeland richtig genießen...

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