Donnerstag, 15. Mai 2014

Im Orient



Ein Shop in einem kleinen Dorf in der Wüste
Andi: Vorallem wollten wir in die Wüste, ins Hinterland, in die Einöde, in die Wildnis. Städte sind für uns nicht mal halb so interessant wie die Natur und die kleinen Dörfer auf dem Land. Die Lebensweise eines fremden Volkes kennenlernen. Der Oman ist in vielerlei Hinsicht hoch interessant und so anders als Europa. Da ist zum einen natürlich die Religion, der Islam, der auch im Vergleich z.B. zur Türkei viel strenger ausgelegt und gelebt wird. Es gibt beispielsweise nirgendwo Alkohol, weder in den Restaurants, noch in den Supermärkten. Irgendwo soll es ihn angeblich für Ausländer
und vielleicht auch für Einheimische zu kaufen geben. Wir haben diese Orte allerdings nie gesehen, aber auch nicht bewusst gesucht. In der Türkei bekommt man überall normales Bier (mit Alkohol) in den Restaurants. Sie haben ja auch ihre eigenen Brauereien. Undenkbar im Oman.

"Modernes" Leben entlang der Hauptstraßen...
Kleidung, Lebensweise, und vieles mehr unterscheidet sich stark von unserem westlichen Leben. Das Land ist auch deshalb interessant, weil hier 2 Welten aufeinander treffen. Der Oman war bis vor 50 Jahren bettelarm und fast noch mittelalterlich. In der Hauptstadt Muskat wurden die Stadttore bei Sonnenuntergang geschlossen und jeder ohne Laterne auf der Straße wurde als potenzieller Dieb verhaftet. Doch nun ist der Sultan in den letzten Jahrzehnten durch das Öl, das die ganze Welt um fast jeden Preis haben will, sehr reich geworden. Und als einer der wenigen Regenten im nahen Osten setzt er viel Geld dafür ein, sein Land zu entwickeln und aufzubauen. 

Leben in der Wüste...
Es gibt aber auch noch sehr arme Bevölkerungsschichten. Insbesondere in den abgeschiedenen Wüstengegenden leben die Menschen teilweise noch in winzigen Hütten, die bei uns nichtmal als Gartenhäuschen Verwendung finden würden. Doch der Sultan investiert viel. So trafen wir neben einem einfachen Dorf öfters auf eine neue, große Schule; dazu eine neu geteerte Straße, die dorthin führt. Neben ärmlichsten Hütten wird eine Plansiedlung aus dem Wüstenboden gestampft. 20-30 exakt gleich aussehende Häuser in 2-3 Reihen, welche für die Dorfbewohner gebaut werden. Der Unterschied muss für diese Menschen extrem sein. Aus einer Hütte mit einem Raum, einer Matte und einem Licht in ein Haus mit Strom, Telefon, Fernsehen, warmes Wasser. Vom Mittelalter ins 21 Jdt. innerhalb eines Jahres, kann man da fast sagen.

In der Hauptstadt Muscat. Auf dem Land sind kaum
Frauen anzutreffen.
Annika: Wenn wir die Straßen entlang spazieren, könnte der Eindruck entstehen, dass die Bevölkerung des Omans aus Männern zu bestehen scheint. Frauen und Kinder sieht man kaum auf den Straßen oder in den Geschäften. Dies ist den Männern vorbehalten. Es war für uns etwas komisch, wenn nicht bedrückend. Obwohl ich versuchte, mich den Umständen entsprechend (anständig) zu kleiden, erregten wir (vor allem natürlich ich) enormes Aufsehen: Wir wurden unverhohlen angestarrt, interessiert, verwundert, aber oft misstrauisch und missbilligend.
 
In einem Family-Room
In Restaurants gibt es sogenannte "family rooms", wo Männer mit weiblicher Begleitung essen dürfen (müssen). Das bedeutete für uns, dass wir oft in einen schäbigen Raum ohne Fenster und mit verschlossener Tür geführt wurden, wo Andi und ich alleine aßen. Oder es wurde uns gesagt, dass wir in diesem oder jenem Restaurant nicht essen oder trinken dürfen. Weil ich dabei war. Anfangs war es beinahe noch lustig, gegen Ende war das Aufsehen und die Umstände, die wir bereiteten, bedrückend und manchmal ärgerlich.

Eine nette Gruppe von "Kameltreibern", die extra wegen
uns anhielten.
Es gestaltete sich als recht schwierig, Kontakte mit den Einheimischen zu knüpfen. Außerhalb Muscats sprechen nur sehr wenige Leute ein paar Worte Englisch. Doch abgesehen von der Sprachbarriere empfanden wir die Leute als recht freundlich und hilfsbereit, vor allem aber die "Ausländer", die es im Oman reichlich gibt. Es handelt sich hauptsächlich um Inder, Ägypter oder Bengalen, Hilfsarbeiter, die man vor allem als Straßenarbeiter, Restaurantmitarbeiter oder Lehrer einsetzt. Mit einigen (natürlich nur Männer) hatten wir ganz nette Begegnungen und Gespräche.


Jabal Akhdar
 
Wadi Tanuf
Andi: Unserem kleinen Omanführer, den wir am Flughafen gekauft hatten, entnahmen wir, dass es ein Hochplateau in den Bergen gibt, welches so hoch sei, dass es dort grün und fruchtbar ist.
Hier gebe es alte verfallene und auch noch bewohnte neuere Dörfer. Und da wir auch die Vorschrift erfüllten, ein Allradauto zu besitzen, machten wir uns auf den Weg dorthin, mit einem Abstecher in den Wadi Tanuf. Ein Wadi ist eigentlich nichts anderes als ein Bach oder Fluss, und das ist in so einem kargen Wüstenland natürlich immer ein Highlight und bedeutet Leben.

Ein super Begleiter im Oman.
Endlich machte es sich bezahlt dass wir uns einen teureren 4x4 Jeep gemietet hatten und wir konnten vorallem zu meiner großen Freude durch den Fluss und über die Schotterpiste in die Schlucht hineinfahren. Immer wieder kreuzten wir den Fluss, was für unseren Toyota Landcruiser kein Problem darstellte. Die steilen felsigen Bergwände zu beiden Seiten und unten das bewachsene Tal sind ein wunderbarer Anblick. Wir trafen auf ein paar kleine Häuser mit vielen Ziegen und einen wunderschönen blauen Vogel.


Oase in der kargen Einöde
Da wir eine Dusche nötig hatten stoppen wir beim Fluss, um uns hier zu waschen. Wir suchten nach einer passenden Stelle, da der Fluss auch ein begehrtes Ziel der Einheimischen ist. Entweder um das Auto zu waschen oder mit der Familie ein Picknick zu unternehmen. Als Weiße sind wir generell schon eine Attraktion und dann baden wir auch noch im Fluss, und zudem auch eine unverschleierte Frau. Wie dem auch sei, wir genossen die Abkühlung und das Bad und fuhren bald darauf  frisch und sauber weiter. Immer wieder trafen wir auf Oasen, wo Palmenplantagen inmitten der kargen Landschaft hervorleuchteten und verlassene Dörfer, Forts und Befestigungsanlagen. Es gibt hier soviel zu entdecken!

Abends kamen wir auf dem "grünen" Hochplateau an.
Es wird vor dem Beginn der Bergstraße tatsächlich bei einem Polizeiposten genau geprüft ob man ein Allradbetriebenes Auto sowie eine Versicherung hat. Da sind sie sehr genau. Dafür erhält man auch einen kleinen Infofolder über das Hochplateau. Diese Vorschriften sind allerdings völlig überflüssig, da die Straße auf das Hochplateau erst vor einigen Jahren perfekt ausgebaut wurde. Jedes Auto käme da hoch und runter. Wenn man bei uns so streng wäre, dürften über den Arlbergpass auch nur Allradautos fahren. Zudem wurden alle paar Kilometer teils extrem aufwändig Auslaufpisten errichtet wo ein Bus oder LKW dem die Bremsen versagen in einem Kiesbett zum Stillstand kommen kann.

Diesen Ausblick hat sogar schon Lady Di genossen,
wie wir dem Informationsflyer entnahmen.
Auf dem Plateau angekommen merkten wir nicht viel von grün. Es wuchsen zwar schon immer wieder Bäume und Sträucher, das Land sah für uns aber dennoch kahl und relativ öd aus. Aber gut, unsere Verhältnisse von grün darf man in einem Wüstenstaat nicht ansetzen. Sehr interessant wie die Menschen hier das wenige Wasser das sich in den Bächen sammelt, auffangen und dann über lange Bewässerungskanäle auf ihre Felder leiten. Die Menschen haben hier mühseelig Terrassen angelegt auf denen das Wasser von einer Etage zur nächsten rinnt und wo sie dann verschiedenste Pflanzen anbauen können. Die Felder werden auch heute noch benutzt.

Verlassenes Dorf.
Wir fanden auf dem Hochplateau einige alte verfallene Bergdörfer welche sehr beeindruckend in die steilen Hänge gebaut wurden. Diese Dörfer sind wohl noch gar nicht so lange verlassen und man konnte sich richtig gut vorstellen wie hier die Menschen bis vor Kurzem noch ein einfachstes Leben führten und praktisch wie vor 3000 Jahren ihre Felder bestellten und Ziegen hüteten. Mittlerweile sind aber doch die Annehmlichkeiten des 20 Jdt. wie Strom, Fernseher, Autos auch bis in diese Gegend vorgedrungen und so leben heute die meisten Bewohner in moderneren neugebauten Dörfern. Für unsere Verhältnisse aber immer noch einfach und schlicht.

Einfach Verhältnisse in den Dörfern.


Voller Eindrücke verließen danach das Hochplateau und fuhren in die Ebene, in die Wüste, unserem großen Ziel...

Dorfversammlung.













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