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Freundliche Kameltreiber |
Annika und Andi:
Wir bemerkten ziemlich schnell, dass unsere gekaufte Straßenkarte eigentlich nichts
taugte. Sie ließ uns nur vage Vermutungen darüber anstellen, wo wir uns
wohl befanden. Ore waren teilweise nicht richtig eingezeichnet, und
schon gar nicht richtig geschrieben, sodass wir stets erraten mussten, ob wir
wohl richtig waren. Gott sei Dank hat Andi einen guten Sinn für
Orientierung, aber in der Wüste braucht man einfach eine gute Karte und ein GPS oder zumindest einen Kompass.
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Die Kamele werden Richtung Dorf getrieben. |
Die Berge ließen wir bald hinter uns. Kurz nach der
letzten in der Karte eingezeichneten Ortschaft vor der Wüste entdeckten wir eine Kamelherde, die einige Omani zur in Richtung Dorf trieben. Natürlich wollten wir ein Foto machen. Sie bemerkten, dass wir Touristen sein mussten, unterbrachen
ihren raschen Galopp und winkten uns freundlich zu. Sie wollten auch Fotos mit
uns machen. Im Hinterland des streng muslimischen Oman ist ein Foto mit einer (weißen, unverschleierten)
Frau wahrscheinlich ein kostbares Artefakt. Obwohl wir uns nicht mit Worten
verständigen konnten, hatten wir alle Freude an dieser Begegnung; auch die Kamele, die versuchten, unsere hellen Haare zu fressen. :)
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Kamele in der Abendsonne |
Wir fuhren immer weiter und warteten auf die „echte
Wüste“. Wir waren zwar zweifelsfrei bereits in der Wüste, aber sie bestand eher aus Gestein und hartem Sand, und war keine malerische Sandwüste. Wir hielten
erwartungsvoll nach Sanddünen Ausschau. Als die Sonne sich dem Horizont zuneigte
und die Welt in ein goldenes Licht tauchte, beschlossen wir, im rechten Winkel zur Straße
einfach querfeldein in die Einöde zu fahren, um einen Platz zum Grillen und Schlafen zu suchen. Den ganzen Tag schon waren wir immer wieder
auf Kamele gestoßen. Dass wir in der Abendsonne wieder einige Tiere bewundern
konnten, war eine schöne Erfahrung.
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In der "noch nicht richtigen" Wüste... :) |
Wir hatten uns nämlich in den Kopf gesetzt, in der Wüste
zu grillen, und wir hatten eine ziemlich romantische Vorstellung davon. Hört
sich doch super an! Leider machte uns der Wind, der ständig Sand durch die Luft
wirbelte, einen Strich durch die Rechnung, und so grillten wir im Kofferraum
mit dem Einweggrill, den wir zuvor gekauft hatten, und versengten ein wenig den
Kofferraumboden. Zudem kippte eine kostbare Wasserflasche um, und überschwemmte
unsere Isomatten, Kissen und Schlafsäcke. Es war wunderbar. :) Der schöne Sternenhimmel und ein kleiner Nachtspaziergang beruhigten aber unsere von den Anstrengungen des Tages erhitzten Gemüter...
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Einer der unzähligen Wüstentracks |
Am nächsten Morgen fuhren wir tiefer in die Wüste auf
sogenannten „Tracks“. Das sind keine Straßen oder Wege, sondern einfach Spuren
von anderen Fahrzeugen, die teilweise einen mehr oder weniger gut befahrbaren
Weg gebildet haben. Auf diesen Tracks besteht der Untergrund aber auch aus Sand,
aber zumindest wachsen hier keine Büsche und auch wenn man liegen bleibt, hat
man eine höhere Chance, dass einem jemand begegnet. Allzu weit trauten wir uns alleine (mit nur einem Auto)
allerdings nicht hinein, denn Steckenbleiben ist immer möglich. Zur Sicherheit
hatten wir zumindest einige Kanister Wasser dabei.
"Mahout"
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Im Wüstendorf angelangt... |
Wieder auf der geteerten Hauptstraße fuhren wir Richtung
Meer. An einer Stelle in der mehr als schlechten Karte sah es aus, als gäbe es
eine Abkürzung über ein Dorf und durch einen schmaleren unbewohnten Teil der
Wüste. Wir beschlossen, das Wagnis einzugehen. Diese Entscheidung stellte sich
allerdings bald als ziemlich schlecht heraus. Wir fanden zwar ein Dorf, doch danach verlief sich die "Straße" in unzählige Tracks. Schließlich endete einer dieser Tracks vor einer Art Brunnengebäude. Kurz darauf erschien ein Pickup mit einem riesigen Wasserstank, den zwei Männer füllen wollten.
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Ein Wüstenbewohner. |
Wir waren ziemlich orientierungslos und so fragte Andi
einen der Männer auf Englisch nach dem Weg zur Küste und nannten einen Küstenort. Wie
wir uns dachten verstand der Omani absolut nichts. Vielleicht ist es nicht die Beste
Idee einen Einheimischen nach dem Weg zu fragen. Schließlich brachten wir nur „Mahout?!“
heraus, was die Frage „Wie kommen wir nach Mahout?“ bedeutete. Nachdem wir
dieses Wort ein paar Mal wiederholt hatten, hellte sich das Gesicht des
Mannes plötzlich auf. „Mahout!“, meinte er fröhlich und sprach diesen Ort so völlig
anders aus als wir.
Wild gestikulierend redete er auf uns ein. Immer
wieder fuchtelte er mit den Armen und zeigte in eine Richtung, um dem Gesagten
mehr Ausdruck zu verleihen. Trotz größtem Bemühen konnten wir kein Wort der
kehligen, rauen, melodiösen Sprache verstehen. Die Nomadenvölker, die hier
leben, können oft nicht einmal richtig Arabisch und sprechen ihre eigenen Sprachen
und Dialekte. Plötzlich wurde mir (Annika) bewusst, dass der nette
Omani vielleicht „In dieser Richtung liegt Mahout. Fahrt einfach drauf los.“ oder
sogar auch „Fahrt auf keinen Fall durch die Wüste nach Mahout. Ihr verirrt euch
uns sterbt dann höchstwahrscheinlich.“ rief. Woher sollten wir das wissen?
Das einzige Wort, das Andi verstand war „same“. Ob das
nun dieselbe Bedeutung hat wie im Englischen, oder ob es einfach ein Wort in deren
Sprache ist, werden wir nie erfahren.
Jedenfalls entschlossen wir, einem Track, den er uns gezeigt
hatte, zu folgen. Also verabschiedeten wir uns mit Dankesgesten und fuhren von
dannen. Wieder eine schlechte Entscheidung. Wir fuhren und fuhren. Der Track
wurde immer schlechter und spaltete sich auch wieder in unzählige andere auf. Annika
bekam schon wieder Panik, dass wir Steckenbleiben. Wir hätten einfach drauflos
immer in eine Richtung fahren können und wären wahrscheinlich tatsächlich auf eine
Straße gestoßen, aber das war uns zu riskant.
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Restaurant in Mahout -
Die Reklameschilder sind keineswegs Hinweise dafür,
was es hier zu essen gibt. Es gab Reis mit Hühnchen. |
Also suchten wir wieder den Weg zum Brunnengebäude, dann das Nomadendorf und von dort aus einen Weg ans Meer. Das war nicht einfach! Im Dorf irrten wir umher, bis uns ein junger Mann half und uns mit seinem Pickup vorausfuhr, um uns den richtigen Weg zu zeigen.
In Mahout angekommen, stärkten wir uns etwas in einem „Restaurant“,
bevor wir weiter an der Küste entlang fuhren. In der sengenden Mittagshitze
sahen wir zwei Autostopper mit Einkaufstaschen am Straßenrand stehen.
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In Gespräche vertieft... |
Andi und
ich hatten zuvor die Abmachung getroffen, alle Autostopper mitzunehmen, da es
sich meistens um „Ausländer“ handelt, die sich kein Auto leisten können, und
von den stolzen, reicheren Omani nicht gerne mitgenommen werden. Dieses Mal
handelte es sich um zwei Ägypter, die sogar
einiges auf Englisch sprechen und verstehen konnten. Sie waren sehr
interessiert an uns, und bald stellten wir uns viele Fragen, die mithilfe von
Gestik und Mimik beantwortetet werden mussten. Die zwei
ägyptischen Männer leben und unterrichten in einem kleinen Küstenort namens
Najdah. Ihre Familien haben sie in Ägypten zurückgelassen. Sie luden uns als
Dank für die Autofahrt zum Essen ein. Ein Angebot, das wir gerne
annahmen.
Im Ort Najdah gibt es eine relativ große, neue Schule, an
der eigentlich nur ausländische, ägyptische Lehrer unterrichten, die hier zwar
viel weniger als Omani, aber besser verdienen als in Ägypten. Sie alle wohnen
in einem Gebäude neben der Schule, und wir wurden einigen vorgestellt.
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Mit zwei ägyptischen Lehrern |
Ich durfte
sogar ihr Gemeinschaftsbad benutzen, um mich zu duschen; aus einem Rohr aus der Wand kam kühles Wasser. Die Lehrer wohnen hier ohne ihre
Familien recht ärmlich, doch sie wollte es sich nicht nehmen lassen, uns etwas
zu kochen. Später wurden wir noch mit einem ägyptischen Englischlehrer bekannt
gemacht, der Freude hatte, mit uns Englisch sprechen zu können. Einer der zwei
Männer, die wir mitgenommen hatten, hatte eine überschwängliche, freundliche
Persönlichkeit; und wir erfuhren einiges über den Oman, über den muslimischen
Glauben oder über ihre Sichtweise über Frauen oder wir redeten von unseren Vorstellungen
von Beziehungen oder Familie. Sie lasen uns auch Teile aus dem Koran vor, die
der Englischlehrer übersetzte. Bevor wir uns auf die Weiterreise machten, sahen
wir uns mit den Lehrern noch ihre Schule an. Es war ein sehr interessanter
Nachmittag!
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