Donnerstag, 22. Mai 2014

Der Weg in die Wüste...



Freundliche Kameltreiber
Annika und Andi: Wir bemerkten ziemlich schnell, dass unsere gekaufte Straßenkarte eigentlich nichts taugte. Sie ließ uns nur vage Vermutungen darüber anstellen, wo wir uns wohl befanden. Ore waren teilweise nicht richtig eingezeichnet, und schon gar nicht richtig geschrieben, sodass wir stets erraten mussten, ob wir wohl richtig waren. Gott sei Dank hat Andi einen guten Sinn für Orientierung, aber in der Wüste braucht man einfach eine gute Karte und ein GPS oder zumindest einen Kompass.

Die Kamele werden Richtung Dorf getrieben.
Die Berge ließen wir bald hinter uns. Kurz nach der letzten in der Karte eingezeichneten Ortschaft vor der Wüste entdeckten wir eine Kamelherde, die einige Omani zur in Richtung Dorf trieben. Natürlich wollten wir ein Foto machen. Sie bemerkten, dass wir Touristen sein mussten, unterbrachen ihren raschen Galopp und winkten uns freundlich zu. Sie wollten auch Fotos mit uns machen. Im Hinterland des streng muslimischen Oman ist ein Foto mit einer (weißen, unverschleierten) Frau wahrscheinlich ein kostbares Artefakt. Obwohl wir uns nicht mit Worten verständigen konnten, hatten wir alle Freude an dieser Begegnung; auch die Kamele, die versuchten, unsere hellen Haare zu fressen. :)

Kamele in der Abendsonne
Wir fuhren immer weiter und warteten auf die „echte Wüste“. Wir waren zwar zweifelsfrei bereits in der Wüste, aber sie bestand eher aus Gestein und hartem Sand, und war keine malerische Sandwüste. Wir hielten erwartungsvoll nach Sanddünen Ausschau. Als die Sonne sich dem Horizont zuneigte und die Welt in ein goldenes Licht tauchte, beschlossen wir, im rechten Winkel zur Straße einfach querfeldein in die Einöde zu fahren, um einen Platz zum Grillen und Schlafen zu suchen. Den ganzen Tag schon waren wir immer wieder auf Kamele gestoßen. Dass wir in der Abendsonne wieder einige Tiere bewundern konnten, war eine schöne Erfahrung.

In der "noch nicht richtigen" Wüste... :)
Wir hatten uns nämlich in den Kopf gesetzt, in der Wüste zu grillen, und wir hatten eine ziemlich romantische Vorstellung davon. Hört sich doch super an! Leider machte uns der Wind, der ständig Sand durch die Luft wirbelte, einen Strich durch die Rechnung, und so grillten wir im Kofferraum mit dem Einweggrill, den wir zuvor gekauft hatten, und versengten ein wenig den Kofferraumboden. Zudem kippte eine kostbare Wasserflasche um, und überschwemmte unsere Isomatten, Kissen und Schlafsäcke. Es war wunderbar. :) Der schöne Sternenhimmel und ein kleiner Nachtspaziergang beruhigten aber unsere von den Anstrengungen des Tages erhitzten Gemüter...

Einer der unzähligen Wüstentracks
Am nächsten Morgen fuhren wir tiefer in die Wüste auf sogenannten „Tracks“. Das sind keine Straßen oder Wege, sondern einfach Spuren von anderen Fahrzeugen, die teilweise einen mehr oder weniger gut befahrbaren Weg gebildet haben. Auf diesen Tracks besteht der Untergrund aber auch aus Sand, aber zumindest wachsen hier keine Büsche und auch wenn man liegen bleibt, hat man eine höhere Chance, dass einem jemand begegnet. Allzu weit trauten wir uns alleine (mit nur einem Auto) allerdings nicht hinein, denn Steckenbleiben ist immer möglich. Zur Sicherheit hatten wir zumindest einige Kanister Wasser dabei.


"Mahout"

Im Wüstendorf angelangt...
Wieder auf der geteerten Hauptstraße fuhren wir Richtung Meer. An einer Stelle in der mehr als schlechten Karte sah es aus, als gäbe es eine Abkürzung über ein Dorf und durch einen schmaleren unbewohnten Teil der Wüste. Wir beschlossen, das Wagnis einzugehen. Diese Entscheidung stellte sich allerdings bald als ziemlich schlecht heraus. Wir fanden zwar ein Dorf, doch danach verlief sich die "Straße" in unzählige Tracks. Schließlich endete einer dieser Tracks vor einer Art Brunnengebäude. Kurz darauf erschien ein Pickup mit einem riesigen Wasserstank, den zwei Männer füllen wollten.

Ein Wüstenbewohner.
Wir waren ziemlich orientierungslos und so fragte Andi einen der Männer auf Englisch nach dem Weg zur Küste und nannten einen Küstenort. Wie wir uns dachten verstand der Omani absolut nichts. Vielleicht ist es nicht die Beste Idee einen Einheimischen nach dem Weg zu fragen. Schließlich brachten wir nur „Mahout?!“ heraus, was die Frage „Wie kommen wir nach Mahout?“ bedeutete. Nachdem wir dieses Wort ein paar Mal wiederholt hatten, hellte sich das Gesicht des Mannes plötzlich auf. „Mahout!“, meinte er fröhlich und sprach diesen Ort so völlig anders aus als wir.

Wild gestikulierend redete er auf uns ein. Immer wieder fuchtelte er mit den Armen und zeigte in eine Richtung, um dem Gesagten mehr Ausdruck zu verleihen. Trotz größtem Bemühen konnten wir kein Wort der kehligen, rauen, melodiösen Sprache verstehen. Die Nomadenvölker, die hier leben, können oft nicht einmal richtig Arabisch und sprechen ihre eigenen Sprachen und Dialekte. Plötzlich wurde mir (Annika) bewusst, dass der nette Omani vielleicht „In dieser Richtung liegt Mahout. Fahrt einfach drauf los.“ oder sogar auch „Fahrt auf keinen Fall durch die Wüste nach Mahout. Ihr verirrt euch uns sterbt dann höchstwahrscheinlich.“ rief. Woher sollten wir das wissen?

Das einzige Wort, das Andi verstand war „same“. Ob das nun dieselbe Bedeutung hat wie im Englischen, oder ob es einfach ein Wort in deren Sprache ist, werden wir nie erfahren.
Jedenfalls entschlossen wir, einem Track, den er uns gezeigt hatte, zu folgen. Also verabschiedeten wir uns mit Dankesgesten und fuhren von dannen. Wieder eine schlechte Entscheidung. Wir fuhren und fuhren. Der Track wurde immer schlechter und spaltete sich auch wieder in unzählige andere auf. Annika bekam schon wieder Panik, dass wir Steckenbleiben. Wir hätten einfach drauflos immer in eine Richtung fahren können und wären wahrscheinlich tatsächlich auf eine Straße gestoßen, aber das war uns zu riskant.

Restaurant in Mahout -
Die Reklameschilder sind keineswegs Hinweise dafür,
was es hier zu essen gibt. Es gab Reis mit Hühnchen.
Also suchten wir wieder den Weg zum Brunnengebäude, dann das Nomadendorf und von dort aus einen Weg ans Meer. Das war nicht einfach! Im Dorf irrten wir umher, bis uns ein junger Mann half und uns mit seinem Pickup vorausfuhr, um uns den richtigen Weg zu zeigen.


In Mahout angekommen, stärkten wir uns etwas in einem „Restaurant“, bevor wir weiter an der Küste entlang fuhren. In der sengenden Mittagshitze sahen wir zwei Autostopper mit Einkaufstaschen am Straßenrand stehen.



In Gespräche vertieft...
Andi und ich hatten zuvor die Abmachung getroffen, alle Autostopper mitzunehmen, da es sich meistens um „Ausländer“ handelt, die sich kein Auto leisten können, und von den stolzen, reicheren Omani nicht gerne mitgenommen werden. Dieses Mal handelte es sich um zwei Ägypter,  die sogar einiges auf Englisch sprechen und verstehen konnten. Sie waren sehr interessiert an uns, und bald stellten wir uns viele Fragen, die mithilfe von Gestik und Mimik beantwortetet werden mussten. Die zwei ägyptischen Männer leben und unterrichten in einem kleinen Küstenort namens Najdah. Ihre Familien haben sie in Ägypten zurückgelassen. Sie luden uns als Dank für die Autofahrt zum Essen ein. Ein Angebot, das wir gerne annahmen.

Im Ort Najdah gibt es eine relativ große, neue Schule, an der eigentlich nur ausländische, ägyptische Lehrer unterrichten, die hier zwar viel weniger als Omani, aber besser verdienen als in Ägypten. Sie alle wohnen in einem Gebäude neben der Schule, und wir wurden einigen vorgestellt.

Mit zwei ägyptischen Lehrern
Ich durfte sogar ihr Gemeinschaftsbad benutzen, um mich zu duschen; aus einem Rohr aus der Wand kam kühles Wasser. Die Lehrer wohnen hier ohne ihre Familien recht ärmlich, doch sie wollte es sich nicht nehmen lassen, uns etwas zu kochen. Später wurden wir noch mit einem ägyptischen Englischlehrer bekannt gemacht, der Freude hatte, mit uns Englisch sprechen zu können. Einer der zwei Männer, die wir mitgenommen hatten, hatte eine überschwängliche, freundliche Persönlichkeit; und wir erfuhren einiges über den Oman, über den muslimischen Glauben oder über ihre Sichtweise über Frauen oder wir redeten von unseren Vorstellungen von Beziehungen oder Familie. Sie lasen uns auch Teile aus dem Koran vor, die der Englischlehrer übersetzte. Bevor wir uns auf die Weiterreise machten, sahen wir uns mit den Lehrern noch ihre Schule an. Es war ein sehr interessanter Nachmittag!
 

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