Donnerstag, 10. April 2014

Von alten Freunden, Elefanten und Polizisten - Erlebnisse aus Chiang Mai



Annika: Wie angekündigt, möchten wir euch noch um der Vollständigkeit Willen (und natürlich weil es euch brennend interessiert) von unserer restlichen Zeit in Thailand und von der spannenden Zeit im Oman berichten. Wir befinden uns gerade wieder auf einer kleinen Reise. Die letzten Tage verbrachten wir bei lieben Freunden in unserer Hauptstadt Wien, und nun befinden wir uns in Innsbruck, um zwei meiner Geschwister zu besuchen.

Mit Andres und Georgie in Wien
Auch wenn die Reise zu Ende ist, bemerken wir jetzt schon, dass sie uns verändert hat und uns in vielerlei Hinsicht bereichert hat. Letzten Freitag fuhren wir kurzentschlossen nach Wien, um ein Konzert im Musikverein zu besuchen. Ein liebes, junges, ecuadorianisch-australisches, Paar, das wir im Amazonas-Dschungel in Ecuador kennengelernt hatten, durfte ihr musikalisches Können bei diesem Konzert zeigen. Mit Andres und Georgie, die in Wien studieren, verbrachten wir eine wunderbare Zeit im Dschungel, und wir freuten uns riesig, sie nun in Österreich zu treffen!

Wat Phra Singh - Tempel in Chiang Mai
Bei Georgies Familie wohnten wir auch eine knappe Woche, als wir in Sydney waren, und ihr Vater war dieses Wochenende extra aus Australien gekommen, um seine Tochter zu besuchen und sie spielen zu hören. Die Welt ist klein?! Mit Freude und Wehmut schwelgen wir in Erinnerungen.
Zu Thailand gibt es noch folgendes zu berichten: Nachdem wir die Insel Ko Tao schweren Herzens verlassen hatten, besuchten wir noch zwei große Städte in Thailand. Bangkok, die Mutter aller Backpacker, und Chiang Mai, eine bei Touristen ebenfalls beliebte Destination in Thailand.


Chiang Mai

Prunkvoll geschmückter Doi Suthep-Tempel
Zwei Freunde schrieben in ihrem Blog über Chiang Mai: „It’s easy to fall in love with Chiang Mai.“ – Und wir müssen ihnen Recht geben. Die nette Stadt im Norden Thailands erobert wirklich die Herzen der Reisenden. Eigentlich jeden Thailand-Besucher verschlägt es irgendwann nach Chiang Mai, doch trotzdem wirkt die Stadt nicht überlaufen und recht gemütlich. Sie ist umgeben von bewachsenen Bergen, und es gibt an jeder Ecke Angebote und Werbungen für Trekking-Touren oder Elefanten-Reiten. Unzählige Tempel warten darauf, erkundet zu werden, und es gibt einen sehr großen Nachtmarkt und viele nette, gute und billige Restaurants und Hostels.

Mit Ian in einem dieser winzigen Restaurants, wo man
ausgezeichnet und billig essen gehen kann
Elefanten im Norden Thailands
Exakt 6 Monate nach unserer Boots-Dschungel-Tour in Bolivien, trafen wir Ian, einen Südafrikaner wieder, den wir auf dieser besagten Tour kennengelernt haben. Wir haben die Welt in entgegengesetzter Richtung bereist, und tatsächlich ergab es sich, dass wir uns in Thailand, in Chiang Mai, wieder getroffen haben. Es war genial, Reiseerlebnisse und Gedanken auszutauschen, und über vergangene, glorreiche Zeiten zu plaudern, zum Beispiel, dass wir die Todesstraße gemeinsam überlebt haben. Da Ian derzeit in Chiang Mai wohnt, konnte er uns einige Tipps zu den Sehenswürdigkeiten geben. Es war wirklich schön, ihn zu treffen, und wir glauben und hoffen, dass es nicht das letzte Treffen war.

Es gibt circa 200 Tempel in Chiang Mai.
In Chiang Mai nahmen wir an einem vom Hostel-Besitzer empfohlenen sogenannten Elefanten-Training teil. Wir wollten erleben, wie es ist, diesen interessanten, riesigen Tieren nahe zu sein. Wir lernten zuerst die nötigen Worte (Befehle), um anschließend selbst zu reiten und den Elefanten anzuleiten. Unser Elefant „Salid“ hatte wohl genug davon, Touristen durch die Gegend zu tragen und er hatte kein Interesse daran, unseren etwas kläglich zugerufenen Befehlen Folge zu leisten. Wir befanden uns auf dem Rücken dieses imposanten Elefanten und waren ihm sozusagen ausgeliefert, was mich dazu veranlasste, dem thailändischen „Mahout“ (Elefantenführer) zuzurufen, dass ich auf der Stelle hinunter möchte. :) Natürlich verstand der Führer kein Englisch (oder wollte es nicht verstehen), aber wir überlebten den Elefantenritt unbeschadet, auch wenn unser Elefant der langsamste war, und unbeirrt Bambuszweige fressen wollte. Anschließend durften wir die Elefanten im Fluss waschen, was uns und den Elefanten Spaß machte.


Ein etwas ungewöhnlicher Tempel mitten
in Chiang Mai (Wat Chedi Luang)
Trotzdem sind wir gespaltener Meinung über diese Elefanten-Touren, und wir würden sie nicht empfehlen. Wir haben uns für eine „Eco-Elefanten-Tour“ entschieden, nachdem wir einige Anbieter verglichen hatten, aber wir mussten feststellen, dass es gleich ist, welches Elefantentraining man wählt. Wir mussten sogar ein bis zwei Stunden warten, bis die Touristen, die über andere Agenturen gebucht hatten, mit dem Reiten fertig waren und wir dran kamen. Uns war wichtig, dass die Elefanten gut behandelt werden und wir sie ohne Korbtrage reiten konnten. Dies wurde uns ja auch auf dem Flyer versichert. Allerdings wurden die Körbe, die für die anderen Agenturen auf die Elefanten gebunden wurden, kurz bevor wir aufstiegen, einfach gelöst, sodass wir „eco-freundlich“ auf dem Rücken des Elefanten reiten konnten, der schon den ganzen Tag Touristen mit Korbgestellen transportiert hat. Die  Elefanten wurden also nicht, wie im Flyer versprochen, besser behandelt als die Elefanten anderer Agenturen. – Es waren ja die gleichen Elefanten. Die Mahouts (Elefantentrainer) konnten kein Englisch, und wirkten genervt und gelangweilt. Sie benutzen auch „Elefantenhaken“, um die Elefanten zum Gehorsam zu zwingen.


Ein Tempel mitten im Wald, Geheimtipp von Ian
Wir kennen uns zu wenig mit Elefanten aus, um zu beurteilen, ob die Behandlung der Tiere angemessen ist, und kaum ein Österreicher würde sich aufregen, wenn ein Bauer seine Kühe mit einem Stock in die richtige Richtung treibt. Jedenfalls wissen wir, dass die Einheimischen die Elefanten früher hart arbeiten ließen und zum Baumfällen zwangen. Man versicherte uns, dass die jetzige Arbeit (Reittier) die Elefanten kaum anstrengt und sie dazu auch noch viele Leckerlis von Touristen bekommen.
Unser Fazit: Wir würden nicht mehr Elefantenreiten, aber es gibt auch (ziemlich teure) Anbieter in Reservaten, wo man die Elefanten "nur" füttert und wäscht (nicht reitet). Das würden wir vermutlich das nächste Mal tun. Es hat auch am meisten Spaß gemacht.

Mit dem Strafzettel beim der Tourist Police
Auf dem Nachtmarkt suchten wir stundenlang nach Geschenken für unsere Familien. Das Moped, das wir geliehen hatten, fanden wir eines Abends mit einer schweren Eisenkette verriegelt vor, dazu einen thailändischen Strafzettel. Wir hatten anscheinend falsch geparkt. Komisch nur, dass in dieser Straße unzählige Mopeds und andere Gefährte standen, die nicht angekettet wurden. Vielleicht weiß die Polizei, welche Mopeds (von reichen Touristen) gemietet sind. Jedenfalls gingen wir mit dem Strafzettel zur Touristenpolizei und fragten, was wir tun sollten. (Heimfahren konnten wir ja schließlich nicht.) Der durch diese Situation etwas überforderte Polizist rief die „Verkehrspolizei“ an und sagte, dass wir warten sollten. Dann plötzlich wollte er ein Foto mit mir machen, „weil er seinem Chef gerne zeigen wollte, dass er Touristen hilft“. Ich ließ mich darauf ein, aber dafür musste er mir versprechen, dass er bei der Verkehrspolizei ein gutes Wort für uns einlegen würde.


Schließlich kreuzte ein uniformierter „General“ auf einem Motorrad auf, der anscheinend zu wenig zu tun hatte, und sich
Auf dem Markt
mit dem Touristenpolizist blendend unterhielt. Später traf endlich der Verkehrspolizist ein, der kaum ein Wort Englisch sprechen konnte. Vor Anstrengung hatte er bald kleine Schweißperlen auf seiner Stirn, als ich ihm erklärte, dass wir das Moped zum Heimfahren benötigten. Er wusste zuerst nicht was er tun sollte. "Ob wir einen Führerschein dabei hätten?"-  "Nein, hatten wir nicht, aber schließlich wäre ja auch die Kette unser großes Problem", lenkte ich vergnügt ab. - "Ob wir morgen zur Polizei gehen und die Strafe einzahlen könnten, denn die Polizei hätte um diese Zeit schon geschlossen…? 400 Baht wären für uns Touristen ja nicht so viel Geld", meinten die Polizisten einstimmig und beinahe flehend. "Aber natürlich", versicherten wir brav. "Aber die Kette muss heute weg, denn wir müssen ja noch heimfahren", sagte ich ohne große Hoffnung zum Verkehrspolizisten. Und zu unserem großen Erstaunen befreite der arme Polizist tatsächlich unser Moped von der Kette, ohne irgendetwas zu verlangen. Wir fuhren zufrieden von dannen, und haben den Strafzettel als Souvenir natürlich mit nach Österreich genommen. Wir müssen wohl nicht erwähnen, dass wir die Polizeistation nie aufsuchten. Aber sie tun uns ja beinahe leid, diese Polizisten.

Ausgezeichnetes Essen im Irakischen Restaurant
Dieser Tag war richtig Weltreise-typisch. Wir schlenderten zuvor durch die Straßen Chiang Mais, sahen uns einige Tempel an, und unterhielten uns schließlich mit einem buddhistischen Mönch, um mehr über sein Leben, seine Beweggründe und Sichtweisen zu erfahren. Wir verbesserten unsere Fähigkeiten im Verhandeln auf dem Nachtmarkt. Später aßen wir in einem irakischen Restaurant, und führten ein interessantes Gespräch mit einem Iraker, der viel über die Situation in Syrien und in seiner Heimat zu berichten wusste und mir Tipps für das Verhalten als Touristin in einem muslimischen Land gab.

Treppe zum Doi Suthep-Tempel
Danach machten wir Bekanntschaft mit der thailändischen Polizei und bekamen auf wundersame Weise unser Moped zurück, und das lediglich mit österreichischem Charme und ohne Bestechungsgeld zu zahlen (wozu ich bereit gewesen wäre). Im Hostel hatten wir einen einstündigen Kampf mit unzähligen Moskitos, die Denguefieber und Malaria übertragen können, doch Andi hatte in einem Einkaufszentrum ein „Maitijung“ erworben (eines der wenigen thailändischen Worte, das wir beherrschen und womöglich nie vergessen werden), einen elektrischen moskitotötenden Schläger, mit dem wir wild herumfuchtelnd die Plage beseitigten. Das ist Weltreise und wir lieben es.

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