Unsere Tour beginnt...
Nachdem wir nach einer schönen Zugfahrt spät Abends in Uyuni angekommen waren, buchten wir eine Tour, die laut Anbieter "very special" werden würde.
In einem alten Toyota-Geländewagen fuhren wir morgens zur
ersten Station, dem Friedhof der Züge. Zum Friedhof kann man nicht viel sagen. Alte verrostete Züge eben. Sah aber ganz cool aus, und dank der fehlenden Sicherheitsgesetze hier konnten wir nach Herzenslust auf den Zügen herumklettern.
Danach erreichten wir endlich die Salar. „Nur“ eine riesige weiße Fläche, aber genau das macht
es so spektakulär. Man kann hier sehr witzige Fotos mit der Perspektive machen
oder einfach die einzigen 2 Farben auf sich wirken lassen: Weiß und Blau. Dann fuhren wir durch das völlig flache Weiß zu unserer ersten Unterkunft am Rande der Salar, die am Fuße des Vulkans Tunupa liegt.
In der Salar wird es Nachts a...kalt! Sobald die Sonne weg ist, dringt die Kälte überall vor. Dass es hier kein einziges beheiztes Haus gibt, müssen wir vielleicht noch erwähnen. Daher verkrochen wir uns kurz nach Sonnenuntergang meist in unsere halbwegs warmen Betten.
Vulkan Tunupa
Am nächsten Morgen war unser Guide Omar plötzlich
verschwunden. Wir fanden heraus, dass er wohl in der Nacht weggefahren sein
musste. Also musste unsere Gruppe den Vulkan ohne Guide von ganz unten
besteigen, während andere Gruppen ein großes Stück mit dem Auto hochfahren
konnten. Wir hatten nicht genug Trinkwasser und waren sauer. Warum hatte Omar uns nicht über sein Gehen aufgeklärt und würde er wirklich wieder zurückkommen?
Annika: Wir schafften es, die Höhle, in der man alte Mumien
besichtigen kann, zu erreichen, und danach noch bis zu einem Aussichtspunkt zu
laufen. War unsere Stimmung wegen Omar ein wenig getrübt, so hatten wir doch wunderbares
Wetter, eine gute Sicht auf den Vulkan vor uns und die Salar unter uns, die wie
ein weißes Meer aussah.
Isla Incahuasi im Salzmeer |
Außerdem hatten wir uns schon gut mit den anderen aus unserer Gruppe angefreundet. Ein ganz nettes Paar aus Kanada (Jean-Baptiste und Carolina) und ein fröhliches Paar aus Paris (Pierre und Floriane), die uns mit ihren Witzen, ihrer lustigen Art und ihrem starken Akzent immer wieder zum Lachen brachten.
Kurz bevor wir unsere Herberge erreichten, kam uns Omar
mit dem Jeep entgegen. Etwas feindselig wollten wir ihn zur Rede stellen, doch
er wich unseren Fragen aus oder wollte uns mit fadenscheinigen Erklärungen
abspeisen. Die Situation artete etwas aus, als Omar Jean-Baptiste drohte, ihn
in der Wüste zu lassen.
unsere Gruppe |
Beim Mittagessen unterhielten wir uns über Omar und seine unsympathische Art Probleme anzugehen, konnten aber durchaus humorvoll über unsere Lage witzeln: "We don't have to survive the Salar, we have to survive Omar."
Die Eiseskälte bei Nacht, die starke Sonne bei Tag, die Höhe, die abenteuerlichen Fahrten in dem schon mitgenommenen Jeep, die einfachen Unterkünfte - all das ließ sich aushalten. Aber ein Guide, dem wir nicht vertrauen konnten?
Isla Incahuasi
Wir besuchten nachmittags die „Isla Incahuasi“, eine
frühere Insel und heute eine Erhebung in der Salzwüste. Die schroffe Insel ist
mit tausenden von Kakteen bedeckt. Man kann nicht nur die vielen verschiedenen
Kakteen bewundern, welche bis zu 1000 Jahre alt sind und bis zu 11 Meter hoch
werden können, sondern man hat auch eine wunderbare Sicht über die Salzwüste.
Beate, Andi und ich hatten Spaß am Fotografieren und genossen den Ausflug.
Anschließend mussten wir uns dann von Jean-Baptiste und
Caro trennen, die nur zwei Tage Zeit für die Tour hatten.
Dafür aber bekamen wir ein neues Mitglied in unsere
Gruppe. Als uns Samuel aus Paris sein Alter nicht verraten wollte, drohte ich
ihm, dass ich ihn für den Rest der Tour „Grandpere“ nennen würde. Diesen
liebevollen Spitznamen wurde er nicht mehr los. Großzügig ertrug Grandpere
unsere Witze und brachte uns oft zum Lachen.
Die zweite Nacht verbrachten wir in einem Salzhotel,
welches wie viele Einrichtungsgegenstände aus Salzblöcken gefertigt ist.
Scheinbar isoliert Salz gut, denn diese Nacht hatten wir es etwas wärmer als in
der vergangenen Nacht.
Uns allen lag noch die schlechte Stimmung zwischen Omar
und uns im Magen. Also baten wir ihn nach dem Abendessen zu einem klärenden
Gespräch. Zu unserem Erstaunen entschuldigte er sich für die Unannehmlichkeiten
und versicherte uns, dass er sich die nächsten zwei Tage besonders Mühe geben
wollte.
Laguna Colorada |
Lagunen und Flamingos
An unserem dritten Tag mussten wir wieder sehr früh
aufstehen. Nach dem Frühstück ging es mit dem Jeep los. Zuerst fuhren wir in
ein kleines Dorf, wo wir uns mit Klopapier, Tempos, Schokolade und Schnaps für
die Nacht eindeckten. – Das braucht man, um hier zu überleben! :)
Auf dem Weg zu einem aktiven (rauchenden) Vulkan sahen
wir antilopenähnliche Tiere, Vicunas genannt.
An diesem Tag waren wir erstaunt, was dieser Jeep alles
aushalten konnte. Natürlich funktionierten die Anzeigen für Kilometerstand (er
war bei 250000 stehengeblieben), Geschwindigkeit, Ölstand usw. schon lange
nicht mehr. Wir passierten sogar eine Stelle von knapp 5000 Metern.
Wir erreichten eine Lagune, an der man 100e von Flamingos
beobachten kann. Die Flamingos in der atemberaubenden Kulisse von verschiedenen
schneebedeckten Vulkanen zu sehen veranlasste unseren Grandpere zu Ausrufen wie
„incroyable“, „magnifique“ und „joli“. Auch wir waren ganz begeistert!
Andi: Die
Flamingos, die man vor den sich im Wasser spiegelnden Vulkanen aus nächster Nähe beobachten kann, sind wirklich eindrucksvoll.
Doch bald schon mussten wir weiter, um durch die Wüste
Siloli zum steinernen Baum zu gelangen.
Der starke Wind hat hier überall bizarre Felsformationen
erschaffen. Eine davon (Arbol de Piedra) sieht tatsächlich wie ein Baum aus.
Unsere Fahrt führte weiter durch eine marsähnliche
Wüstenlandschaft.
Dann erreichten wir die Laguna Colorada. Eine weitere
Lagune, die, wie der Name schon sagt, farbig ist. Und wie farbig! Das Wasser ist
wegen einer bestimmten Algenart blutrot. Ein absolutes Highlight unserer Tour.
Auch hier gab es wieder Flamingos zu bestaunen, Vulkane und den immer blauen,
wolkenlosen Himmel.
Es wurde langsam Abend und wir sollten bald unser
Hostel erreichen, von dem wir schon so manche Schauergeschichte gehört haben.
Kein Klo, keine Dusche, kein heiß Wasser, extrem kalt, etc.
Das Hostel mitten in der Pampa stellte sich in Anbetracht
der Erzählungen eigentlich als ganz passabel heraus. Es gab zwar keine Duschen
aber dafür WCs und heiß Wasser für Tee gab es auch. Zu unserer großen Freude
gab es am Abend sogar einen kleinen Ofen (den ersten den wir bisher gesehen
haben), den sie mit kleinen Wurzelstücken beheizten.
Die Nacht war wie immer kalt, aber das waren wir ja
bereits gewöhnt. Draußen herrschten Minusgrade, in den Zimmern hatten wir
immerhin knapp über Null Grad.
Geysire, heiße Quellen und eindrucksvolle Felsen
Schwefelhaltiger Rauch bei den Geysiren |
Annika: An unserem letzten Tag mussten wir um halb 5 Uhr aufstehen, um gleich nach dem Frühstück
zu den Geysiren zu fahren. Bei Sonnenaufgang erreichten wir die Geysire, von
denen wir einen aus nächster Nähe betrachten konnten. Trotz des starken Schwefelgeruchs
trauten wir uns sogar durch diesen heißen Dampf zu springen.
Da die Geysire auf knapp 5000 Metern zu sehen sind, war
es extrem kalt und wir waren froh bald weiterfahren zu können, wenn auch die
Heizung im Auto nicht richtig funktionierte.
Wir fuhren zu einer heißen Quelle, wo man in einem Becken
baden konnte. Dieses Angebot nahmen Andi und Grandpere in Anspruch, Beate und
ich wärmten unsere Füße in dem herrlich heißen Wasser auf. Anschließend
trennten wir uns von den immer fröhlich aufgelegten Parisern Pierre und
Floriane, die nach Chile weiterreisten, um mit Grandpere und unserem Guide noch
ein paar Ziele aufzusuchen. Wir konnten auf dem Rückweg die Laguna Colorada
nochmals bestaunen.
Omar fuhr mit uns zu bizzaren Felsformationen aus erstarrter
Lava und zu einem Canyon, wo wir eine ausgezeichnete Sicht auf den sich durch
das Tal schlängelnden, grünen Fluss hatten.
Wir waren alle schon recht müde, aber unser Grandpere plauderte munter in einem Gemisch aus Englisch, Französisch und Deutsch vor sich hin. Er versicherte uns, dass er im nächsten Urlaub nur noch am Strand liegen wollte, und dass wir ihn unbedingt in Paris besuchen müssen.
Die Tour in und um die Salar de Uyuni war wirklich sehr
schön und lohnenswert, aber auch kräftezehrend. Die wunderbare Landschaft hat aber
die Kälte und sonstige Mühen, die wir in dieser Höhe hatten, echt wett gemacht!
Wir sind dankbar für die Zeit mit unserer Freundin Beate, die zwei Weltreisende
aushalten musste, und auch dafür, dass wir (und der Jeep) die Tour gut
überstanden haben. Andi und ich erholen uns jetzt erstmal in einem netten
Hostel! – Bolivianischer „Wellnessurlaub“ :)
Mehr Fotos gibt es in unserem Album zu sehen:
faszinierende, erstarrte Lavaformationen |