Mittwoch, 28. Mai 2014

Wüsten und Wadis - Wunder des Omans



Annika: Warum wohl können wir so viel über den Oman berichten, obwohl wir verglichen zu anderen Ländern nur sehr kurz dort waren? Weil wir jede Minute auskosteten…

Endlich in der RICHTIGEN Wüste :)
Nach dem Besuch bei den ägyptischen Lehrern fuhren wir also weiter an der Küste entlang. Und dann fanden wir sie endlich: die „richtige“ Wüste. Malerische Sanddünen bis an den Horizont zu unserer Linken. Zu unserer Rechten gingen die eindrucksvollen Dünen bald in Strand und Meer über. Die Straße wurde teilweise von Dünen eingenommen. Beim Abendspaziergang erlebten wir einen wunderbaren Sonnenuntergang. Genauso hatten wir uns es vorgestellt! :)



Fußspuren im Sand...
Am nächsten Morgen unternahmen wir barfuß einen Streifzug in die eindrucksvolle Wüste. Wir bemerkten, dass unsere Fußspuren aufgrund des Windes nach einigen Minuten vollständig verschwunden waren. Uns gefiel sie sehr, die endlos erscheinende Wüste mit ihren hohen Sanddünen…

Am Menschenleeren Strand















Ein Anblick, der immer erfreute...
Später machten wir uns auf zum Strand. Wir bogen dazu einfach in einen Track ein, der Richtung Meer führte. Das Fahren auf Sand war für unser Auto und für Andi Gott sei Dank kein Problem, bis wir an den Strand kamen. Der Sand wurde immer weicher und tiefer und Andi wollte eine Kurve machen, um wieder an eine Stelle zu fahren, an der der Untergrund etwas fester war. Allerdings blieben wir stecken. Alarmiert sprang ich sofort aus dem Auto, um anzuschieben, aber ich konnte das Auto keinen Zentimeter vorwärts bewegen und die Räder gruben sich in den feinen Sand. Ein altbekanntes Problem. :)

In Sur
Andi bewahrte Ruhe, stellte eine Einstellung beim Auto um und konnte das Auto schließlich wieder befreien. Gott sei Dank! Erleichtert gingen wir am einsamen Strand spazieren. Lediglich riesige Möwen leisteten uns Gesellschaft.
Unsere Reise führte uns schließlich nach Sur, eine größere, alte Seefahrerstadt, in der wir ein wenig umherschlenderten und Andi das traditionelle Gewand der Omani erstand, ein Kauf, der nicht nur die Einheimischen des Omans, sondern auch unsere Familien zuhause erfreute.

Abends begaben wir uns an den östlichsten Punkt des Sultanats Oman, den Ort Ras-al-Jinz, der durch seinen Zugang zu den Brutplätzen von Meeresschildkröten bekannt ist. Der Küstenstreifen dort ist deshalb Naturschutzgebiet.

Die Schildkröte gräbt ein Loch.
Bildquelle: Wikimedia.org
Über geführte Touren kann man nachts mit ein wenig Glück Schildkröten beim Eierlegen zusehen. Obwohl dies eine typische Touristenattraktion ist, die auch dementsprechend Geld kostete, beschlossen wir, bei solch einer Tour mitzumachen. Und tatsächlich wurden wir in dieser Nacht Zeuge, wie eine riesige Schildkröte ihre Eier in eine selbstgegrabene Grube hineinlegte und anschließend zuschaufelte. Es ist eine enorme Anstrengung für die Schildkröte.


 
Leider sind alle Meeresschildkröten vom Aussterben bedroht.
Bildquelle: Wikimedia.org
Wir erfuhren, dass die Schildkröten oft mehrere Gruben graben (aber nur in eine Grube Eier legen), um ihren Nachwuchs vor Feinden zu schützen. Meeresschildkröten kehren zur Eierablage an ihren Geburtsstrand zurück und legen deshalb oft tausende Kilometer zurück. In das Nest legen sie ca. 100 Eier. Von 1000 Eiern erreicht ca. eine Schildkröte das fortpflanzungsfähige Erwachsenenalter. Die Tiere können bis über 80 Jahre alt werden. Meeresschildkröten sind vom Aussterben bedroht und stehen deshalb unter Naturschutz.


Küstenstadt Qalhat
Es war ein sehr eindrückliches, bewegendes Erlebnis, der tapferen Schildkröte beim Eierlegen zuzusehen. Uns wurde auch bewusst, dass wir uns überglücklich schätzen können, beim Schnorcheln auf den Philippinen diese seltenen, wunderbaren Tiere in freier Natur gesehen zu haben. Durch den Menschen sind sie stark bedroht: Strände, ihre Brutstätten, werden verbaut, Müll verseucht die Meere und die Strände, und dazu werden sie wegen ihres Fleisches, das als Delikatesse gilt, gejagt. Schildkröten können den im Wasser treibenden Kunststoffmüll nicht von ihrer Leibspeise, den Quallen, unterscheiden und  verenden an unverdaulichen Plastiktüten. Selbst wenn der Mensch es nicht beabsichtigt, sie zu fangen, stellt er eine Bedrohung dar: Durch Beifang in den Netzen von großen Schiffen finden unzählige Schildkröten den Tod.

Mausoleum Bibi Maryam
Am nächsten Tag hatten wir noch einiges geplant. Wir sahen uns auf dem Weg zu einem Wadi, der besonders schön sein soll, noch so nebenher ein Mausoleum an, das, so vermutet man, im  13. Jahrhundert von einem König für seine Frau Bibi Maryam erbaut worden ist. Eigentlich war die alte Grabstätte aufgrund von Arbeiten gesperrt, doch wir machten uns trotzdem zu Fuß auf den Weg. Andi, der die traditionelle Dischdascha (langes, weißes Baumwollgewand) trug, erfreute und verwunderte den Aufseher des Mausoleums dermaßen, dass er uns freundlich einlud, über die Steinmauern zu klettern und das alte Grab genauer anzusehen.

Wadi Ash Shab
Schließlich machten wir uns auf zum Wadi Ash Shab. Es war zwar bewölkt und grau, aber dennoch konnte dieser Wadi uns mit dem klaren, und in den Farben türkis, blau und grün schimmernden Wasser begeistern. Das Wasser hat hier einen beeindruckenden, tiefen Canyon in den Felsen gegraben. Der Wadi gilt als einer der schönsten im Oman, weswegen auch einige Tourgruppen hier halten. Allerdings ist der Weg eher für gelenkige Personen geeignet, die gerne von Stein zu Stein klettern und hüpfen. Wir ließen vorwiegend hochrote, schnaufende und schwitzende Damen und Herren der älteren Generation hinter uns zurück.

Natürliche Badepools im engen Canyon
Unser Ziel waren natürliche Pools, in denen man baden kann. Wir hatten auch gelesen und erzählt bekommen, dass man den Flusslauf unter dem Felsen hindurch entlang schwimmen kann, und so in eine Höhle gelangt. Dies wollten wir uns nicht entgehen lassen. Bald hatten wir die richtige Stelle gefunden, und wir schwammen mit einem omanischen Fremdenführer, der ein altes, wackeres, holländisches Paar im Schlepptau hatte, durch den engen Felstunnel zur Höhle. Es war wirklich sehr beeindruckend. Nachdem man einige Meter im dunklen, engen Kanal geschwommen ist, gelangt man in eine breitere Höhle mit einem Wasserfall. Eine lange, wundervolle Wanderung, die sich auf jeden Fall gelohnt hat!

Wir haben die Höhle schwimmend erreicht.



Wundervolle Wanderung

Das "Maitijung" gehört seit Thailand auch zu unserem Gepäck. :)
Wir beschlossen, in der letzten Nacht unserer Weltreise in einem Hotel zu übernachten. Verdreckt, zerzaust und mit unserem Gepäck, das sich einer großen Unordnung erfreute, checkten wir neben lauter „Scheichen“ in einem Hotel ein. Ein heißes Bad. Und zum letzten Mal packten wir unsere Rucksäcke…




Der letzte Tag

Der "OmAndi" :)
Was macht man am letzten Tag vor der Heimkehr? Unser Flug ging erst spät abends, also hatten wir noch genügend Zeit, etwas zu unternehmen. Natürlich waren wir etwas trübsinnig und auch aufgeregt, und wir konnten es kaum fassen, dass wir binnen 24 Stunden schon unsere Familien sehen würden. Andi fuhr mir zuliebe ein weiteres Stück an einen Strand, an dem es laut Reiseführer schöne Muscheln geben sollte. Obwohl es neben den herrlichen Muscheln auch reichlich Müll zu bestaunen gab, waren wir zufrieden mit unserer Ausbeute. Wir sahen uns auch noch das Fort im Ort Barka an, in dem Andi würdevoll als stolzer Omaner gekleidet herumlief. Tatsächlich wurde er mit der Dischdascha schon für einen Omaner oder Ägypter gehalten. :)

Der nette Händler aus Kaschmir zeigt uns, wie man einen
Turban bindet.
Am späteren Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg nach Muscat. Wir wollten noch auf den Markt gehen. Der Souk ist typisch arabisch, eine Welt aus Tausend und Einer Nacht. Überall riecht es nach Weihrauch, Parfüm oder Gewürzen. Die vielen schönen Stoffe und Tücher; die traditionellen Gewänder, verschiedenartige uns fremde Gewürze und Süßigkeiten, Antiquitäten, die unzähligen Souvenirs, sowie das reiche Angebot an Schmuck, und mit Ornamenten verzierten Gegenständen aus Gold und Silber würden zum hemmungslosen Kaufen einladen, wäre man nicht auf Weltreise gewesen… :)

Kaum zu glauben: Die Weltreise ist zu Ende.
Wir wurden von einem Händler aus Kaschmir zu Tee und Gebäck eingeladen, und blieben gemütlich plaudernd über eine Stunde in seinem kleinen Laden. Eine ganz nette Begegnung! Später erstand ich nach harten Verhandlungen mit einem indischen Händler noch eine Schale für meine Orient-begeisterte Mutter. Ich war glücklich!

Müde und zufrieden, jedoch auch nachdenklich und wehmütig stiegen wir nachts in das Flugzeug, das uns zurück nach Europa bringen sollte. Unfassbar!

Donnerstag, 22. Mai 2014

Der Weg in die Wüste...



Freundliche Kameltreiber
Annika und Andi: Wir bemerkten ziemlich schnell, dass unsere gekaufte Straßenkarte eigentlich nichts taugte. Sie ließ uns nur vage Vermutungen darüber anstellen, wo wir uns wohl befanden. Ore waren teilweise nicht richtig eingezeichnet, und schon gar nicht richtig geschrieben, sodass wir stets erraten mussten, ob wir wohl richtig waren. Gott sei Dank hat Andi einen guten Sinn für Orientierung, aber in der Wüste braucht man einfach eine gute Karte und ein GPS oder zumindest einen Kompass.

Die Kamele werden Richtung Dorf getrieben.
Die Berge ließen wir bald hinter uns. Kurz nach der letzten in der Karte eingezeichneten Ortschaft vor der Wüste entdeckten wir eine Kamelherde, die einige Omani zur in Richtung Dorf trieben. Natürlich wollten wir ein Foto machen. Sie bemerkten, dass wir Touristen sein mussten, unterbrachen ihren raschen Galopp und winkten uns freundlich zu. Sie wollten auch Fotos mit uns machen. Im Hinterland des streng muslimischen Oman ist ein Foto mit einer (weißen, unverschleierten) Frau wahrscheinlich ein kostbares Artefakt. Obwohl wir uns nicht mit Worten verständigen konnten, hatten wir alle Freude an dieser Begegnung; auch die Kamele, die versuchten, unsere hellen Haare zu fressen. :)

Kamele in der Abendsonne
Wir fuhren immer weiter und warteten auf die „echte Wüste“. Wir waren zwar zweifelsfrei bereits in der Wüste, aber sie bestand eher aus Gestein und hartem Sand, und war keine malerische Sandwüste. Wir hielten erwartungsvoll nach Sanddünen Ausschau. Als die Sonne sich dem Horizont zuneigte und die Welt in ein goldenes Licht tauchte, beschlossen wir, im rechten Winkel zur Straße einfach querfeldein in die Einöde zu fahren, um einen Platz zum Grillen und Schlafen zu suchen. Den ganzen Tag schon waren wir immer wieder auf Kamele gestoßen. Dass wir in der Abendsonne wieder einige Tiere bewundern konnten, war eine schöne Erfahrung.

In der "noch nicht richtigen" Wüste... :)
Wir hatten uns nämlich in den Kopf gesetzt, in der Wüste zu grillen, und wir hatten eine ziemlich romantische Vorstellung davon. Hört sich doch super an! Leider machte uns der Wind, der ständig Sand durch die Luft wirbelte, einen Strich durch die Rechnung, und so grillten wir im Kofferraum mit dem Einweggrill, den wir zuvor gekauft hatten, und versengten ein wenig den Kofferraumboden. Zudem kippte eine kostbare Wasserflasche um, und überschwemmte unsere Isomatten, Kissen und Schlafsäcke. Es war wunderbar. :) Der schöne Sternenhimmel und ein kleiner Nachtspaziergang beruhigten aber unsere von den Anstrengungen des Tages erhitzten Gemüter...

Einer der unzähligen Wüstentracks
Am nächsten Morgen fuhren wir tiefer in die Wüste auf sogenannten „Tracks“. Das sind keine Straßen oder Wege, sondern einfach Spuren von anderen Fahrzeugen, die teilweise einen mehr oder weniger gut befahrbaren Weg gebildet haben. Auf diesen Tracks besteht der Untergrund aber auch aus Sand, aber zumindest wachsen hier keine Büsche und auch wenn man liegen bleibt, hat man eine höhere Chance, dass einem jemand begegnet. Allzu weit trauten wir uns alleine (mit nur einem Auto) allerdings nicht hinein, denn Steckenbleiben ist immer möglich. Zur Sicherheit hatten wir zumindest einige Kanister Wasser dabei.


"Mahout"

Im Wüstendorf angelangt...
Wieder auf der geteerten Hauptstraße fuhren wir Richtung Meer. An einer Stelle in der mehr als schlechten Karte sah es aus, als gäbe es eine Abkürzung über ein Dorf und durch einen schmaleren unbewohnten Teil der Wüste. Wir beschlossen, das Wagnis einzugehen. Diese Entscheidung stellte sich allerdings bald als ziemlich schlecht heraus. Wir fanden zwar ein Dorf, doch danach verlief sich die "Straße" in unzählige Tracks. Schließlich endete einer dieser Tracks vor einer Art Brunnengebäude. Kurz darauf erschien ein Pickup mit einem riesigen Wasserstank, den zwei Männer füllen wollten.

Ein Wüstenbewohner.
Wir waren ziemlich orientierungslos und so fragte Andi einen der Männer auf Englisch nach dem Weg zur Küste und nannten einen Küstenort. Wie wir uns dachten verstand der Omani absolut nichts. Vielleicht ist es nicht die Beste Idee einen Einheimischen nach dem Weg zu fragen. Schließlich brachten wir nur „Mahout?!“ heraus, was die Frage „Wie kommen wir nach Mahout?“ bedeutete. Nachdem wir dieses Wort ein paar Mal wiederholt hatten, hellte sich das Gesicht des Mannes plötzlich auf. „Mahout!“, meinte er fröhlich und sprach diesen Ort so völlig anders aus als wir.

Wild gestikulierend redete er auf uns ein. Immer wieder fuchtelte er mit den Armen und zeigte in eine Richtung, um dem Gesagten mehr Ausdruck zu verleihen. Trotz größtem Bemühen konnten wir kein Wort der kehligen, rauen, melodiösen Sprache verstehen. Die Nomadenvölker, die hier leben, können oft nicht einmal richtig Arabisch und sprechen ihre eigenen Sprachen und Dialekte. Plötzlich wurde mir (Annika) bewusst, dass der nette Omani vielleicht „In dieser Richtung liegt Mahout. Fahrt einfach drauf los.“ oder sogar auch „Fahrt auf keinen Fall durch die Wüste nach Mahout. Ihr verirrt euch uns sterbt dann höchstwahrscheinlich.“ rief. Woher sollten wir das wissen?

Das einzige Wort, das Andi verstand war „same“. Ob das nun dieselbe Bedeutung hat wie im Englischen, oder ob es einfach ein Wort in deren Sprache ist, werden wir nie erfahren.
Jedenfalls entschlossen wir, einem Track, den er uns gezeigt hatte, zu folgen. Also verabschiedeten wir uns mit Dankesgesten und fuhren von dannen. Wieder eine schlechte Entscheidung. Wir fuhren und fuhren. Der Track wurde immer schlechter und spaltete sich auch wieder in unzählige andere auf. Annika bekam schon wieder Panik, dass wir Steckenbleiben. Wir hätten einfach drauflos immer in eine Richtung fahren können und wären wahrscheinlich tatsächlich auf eine Straße gestoßen, aber das war uns zu riskant.

Restaurant in Mahout -
Die Reklameschilder sind keineswegs Hinweise dafür,
was es hier zu essen gibt. Es gab Reis mit Hühnchen.
Also suchten wir wieder den Weg zum Brunnengebäude, dann das Nomadendorf und von dort aus einen Weg ans Meer. Das war nicht einfach! Im Dorf irrten wir umher, bis uns ein junger Mann half und uns mit seinem Pickup vorausfuhr, um uns den richtigen Weg zu zeigen.


In Mahout angekommen, stärkten wir uns etwas in einem „Restaurant“, bevor wir weiter an der Küste entlang fuhren. In der sengenden Mittagshitze sahen wir zwei Autostopper mit Einkaufstaschen am Straßenrand stehen.



In Gespräche vertieft...
Andi und ich hatten zuvor die Abmachung getroffen, alle Autostopper mitzunehmen, da es sich meistens um „Ausländer“ handelt, die sich kein Auto leisten können, und von den stolzen, reicheren Omani nicht gerne mitgenommen werden. Dieses Mal handelte es sich um zwei Ägypter,  die sogar einiges auf Englisch sprechen und verstehen konnten. Sie waren sehr interessiert an uns, und bald stellten wir uns viele Fragen, die mithilfe von Gestik und Mimik beantwortetet werden mussten. Die zwei ägyptischen Männer leben und unterrichten in einem kleinen Küstenort namens Najdah. Ihre Familien haben sie in Ägypten zurückgelassen. Sie luden uns als Dank für die Autofahrt zum Essen ein. Ein Angebot, das wir gerne annahmen.

Im Ort Najdah gibt es eine relativ große, neue Schule, an der eigentlich nur ausländische, ägyptische Lehrer unterrichten, die hier zwar viel weniger als Omani, aber besser verdienen als in Ägypten. Sie alle wohnen in einem Gebäude neben der Schule, und wir wurden einigen vorgestellt.

Mit zwei ägyptischen Lehrern
Ich durfte sogar ihr Gemeinschaftsbad benutzen, um mich zu duschen; aus einem Rohr aus der Wand kam kühles Wasser. Die Lehrer wohnen hier ohne ihre Familien recht ärmlich, doch sie wollte es sich nicht nehmen lassen, uns etwas zu kochen. Später wurden wir noch mit einem ägyptischen Englischlehrer bekannt gemacht, der Freude hatte, mit uns Englisch sprechen zu können. Einer der zwei Männer, die wir mitgenommen hatten, hatte eine überschwängliche, freundliche Persönlichkeit; und wir erfuhren einiges über den Oman, über den muslimischen Glauben oder über ihre Sichtweise über Frauen oder wir redeten von unseren Vorstellungen von Beziehungen oder Familie. Sie lasen uns auch Teile aus dem Koran vor, die der Englischlehrer übersetzte. Bevor wir uns auf die Weiterreise machten, sahen wir uns mit den Lehrern noch ihre Schule an. Es war ein sehr interessanter Nachmittag!
 

Donnerstag, 15. Mai 2014

Im Orient



Ein Shop in einem kleinen Dorf in der Wüste
Andi: Vorallem wollten wir in die Wüste, ins Hinterland, in die Einöde, in die Wildnis. Städte sind für uns nicht mal halb so interessant wie die Natur und die kleinen Dörfer auf dem Land. Die Lebensweise eines fremden Volkes kennenlernen. Der Oman ist in vielerlei Hinsicht hoch interessant und so anders als Europa. Da ist zum einen natürlich die Religion, der Islam, der auch im Vergleich z.B. zur Türkei viel strenger ausgelegt und gelebt wird. Es gibt beispielsweise nirgendwo Alkohol, weder in den Restaurants, noch in den Supermärkten. Irgendwo soll es ihn angeblich für Ausländer
und vielleicht auch für Einheimische zu kaufen geben. Wir haben diese Orte allerdings nie gesehen, aber auch nicht bewusst gesucht. In der Türkei bekommt man überall normales Bier (mit Alkohol) in den Restaurants. Sie haben ja auch ihre eigenen Brauereien. Undenkbar im Oman.

"Modernes" Leben entlang der Hauptstraßen...
Kleidung, Lebensweise, und vieles mehr unterscheidet sich stark von unserem westlichen Leben. Das Land ist auch deshalb interessant, weil hier 2 Welten aufeinander treffen. Der Oman war bis vor 50 Jahren bettelarm und fast noch mittelalterlich. In der Hauptstadt Muskat wurden die Stadttore bei Sonnenuntergang geschlossen und jeder ohne Laterne auf der Straße wurde als potenzieller Dieb verhaftet. Doch nun ist der Sultan in den letzten Jahrzehnten durch das Öl, das die ganze Welt um fast jeden Preis haben will, sehr reich geworden. Und als einer der wenigen Regenten im nahen Osten setzt er viel Geld dafür ein, sein Land zu entwickeln und aufzubauen. 

Leben in der Wüste...
Es gibt aber auch noch sehr arme Bevölkerungsschichten. Insbesondere in den abgeschiedenen Wüstengegenden leben die Menschen teilweise noch in winzigen Hütten, die bei uns nichtmal als Gartenhäuschen Verwendung finden würden. Doch der Sultan investiert viel. So trafen wir neben einem einfachen Dorf öfters auf eine neue, große Schule; dazu eine neu geteerte Straße, die dorthin führt. Neben ärmlichsten Hütten wird eine Plansiedlung aus dem Wüstenboden gestampft. 20-30 exakt gleich aussehende Häuser in 2-3 Reihen, welche für die Dorfbewohner gebaut werden. Der Unterschied muss für diese Menschen extrem sein. Aus einer Hütte mit einem Raum, einer Matte und einem Licht in ein Haus mit Strom, Telefon, Fernsehen, warmes Wasser. Vom Mittelalter ins 21 Jdt. innerhalb eines Jahres, kann man da fast sagen.

In der Hauptstadt Muscat. Auf dem Land sind kaum
Frauen anzutreffen.
Annika: Wenn wir die Straßen entlang spazieren, könnte der Eindruck entstehen, dass die Bevölkerung des Omans aus Männern zu bestehen scheint. Frauen und Kinder sieht man kaum auf den Straßen oder in den Geschäften. Dies ist den Männern vorbehalten. Es war für uns etwas komisch, wenn nicht bedrückend. Obwohl ich versuchte, mich den Umständen entsprechend (anständig) zu kleiden, erregten wir (vor allem natürlich ich) enormes Aufsehen: Wir wurden unverhohlen angestarrt, interessiert, verwundert, aber oft misstrauisch und missbilligend.
 
In einem Family-Room
In Restaurants gibt es sogenannte "family rooms", wo Männer mit weiblicher Begleitung essen dürfen (müssen). Das bedeutete für uns, dass wir oft in einen schäbigen Raum ohne Fenster und mit verschlossener Tür geführt wurden, wo Andi und ich alleine aßen. Oder es wurde uns gesagt, dass wir in diesem oder jenem Restaurant nicht essen oder trinken dürfen. Weil ich dabei war. Anfangs war es beinahe noch lustig, gegen Ende war das Aufsehen und die Umstände, die wir bereiteten, bedrückend und manchmal ärgerlich.

Eine nette Gruppe von "Kameltreibern", die extra wegen
uns anhielten.
Es gestaltete sich als recht schwierig, Kontakte mit den Einheimischen zu knüpfen. Außerhalb Muscats sprechen nur sehr wenige Leute ein paar Worte Englisch. Doch abgesehen von der Sprachbarriere empfanden wir die Leute als recht freundlich und hilfsbereit, vor allem aber die "Ausländer", die es im Oman reichlich gibt. Es handelt sich hauptsächlich um Inder, Ägypter oder Bengalen, Hilfsarbeiter, die man vor allem als Straßenarbeiter, Restaurantmitarbeiter oder Lehrer einsetzt. Mit einigen (natürlich nur Männer) hatten wir ganz nette Begegnungen und Gespräche.


Jabal Akhdar
 
Wadi Tanuf
Andi: Unserem kleinen Omanführer, den wir am Flughafen gekauft hatten, entnahmen wir, dass es ein Hochplateau in den Bergen gibt, welches so hoch sei, dass es dort grün und fruchtbar ist.
Hier gebe es alte verfallene und auch noch bewohnte neuere Dörfer. Und da wir auch die Vorschrift erfüllten, ein Allradauto zu besitzen, machten wir uns auf den Weg dorthin, mit einem Abstecher in den Wadi Tanuf. Ein Wadi ist eigentlich nichts anderes als ein Bach oder Fluss, und das ist in so einem kargen Wüstenland natürlich immer ein Highlight und bedeutet Leben.

Ein super Begleiter im Oman.
Endlich machte es sich bezahlt dass wir uns einen teureren 4x4 Jeep gemietet hatten und wir konnten vorallem zu meiner großen Freude durch den Fluss und über die Schotterpiste in die Schlucht hineinfahren. Immer wieder kreuzten wir den Fluss, was für unseren Toyota Landcruiser kein Problem darstellte. Die steilen felsigen Bergwände zu beiden Seiten und unten das bewachsene Tal sind ein wunderbarer Anblick. Wir trafen auf ein paar kleine Häuser mit vielen Ziegen und einen wunderschönen blauen Vogel.


Oase in der kargen Einöde
Da wir eine Dusche nötig hatten stoppen wir beim Fluss, um uns hier zu waschen. Wir suchten nach einer passenden Stelle, da der Fluss auch ein begehrtes Ziel der Einheimischen ist. Entweder um das Auto zu waschen oder mit der Familie ein Picknick zu unternehmen. Als Weiße sind wir generell schon eine Attraktion und dann baden wir auch noch im Fluss, und zudem auch eine unverschleierte Frau. Wie dem auch sei, wir genossen die Abkühlung und das Bad und fuhren bald darauf  frisch und sauber weiter. Immer wieder trafen wir auf Oasen, wo Palmenplantagen inmitten der kargen Landschaft hervorleuchteten und verlassene Dörfer, Forts und Befestigungsanlagen. Es gibt hier soviel zu entdecken!

Abends kamen wir auf dem "grünen" Hochplateau an.
Es wird vor dem Beginn der Bergstraße tatsächlich bei einem Polizeiposten genau geprüft ob man ein Allradbetriebenes Auto sowie eine Versicherung hat. Da sind sie sehr genau. Dafür erhält man auch einen kleinen Infofolder über das Hochplateau. Diese Vorschriften sind allerdings völlig überflüssig, da die Straße auf das Hochplateau erst vor einigen Jahren perfekt ausgebaut wurde. Jedes Auto käme da hoch und runter. Wenn man bei uns so streng wäre, dürften über den Arlbergpass auch nur Allradautos fahren. Zudem wurden alle paar Kilometer teils extrem aufwändig Auslaufpisten errichtet wo ein Bus oder LKW dem die Bremsen versagen in einem Kiesbett zum Stillstand kommen kann.

Diesen Ausblick hat sogar schon Lady Di genossen,
wie wir dem Informationsflyer entnahmen.
Auf dem Plateau angekommen merkten wir nicht viel von grün. Es wuchsen zwar schon immer wieder Bäume und Sträucher, das Land sah für uns aber dennoch kahl und relativ öd aus. Aber gut, unsere Verhältnisse von grün darf man in einem Wüstenstaat nicht ansetzen. Sehr interessant wie die Menschen hier das wenige Wasser das sich in den Bächen sammelt, auffangen und dann über lange Bewässerungskanäle auf ihre Felder leiten. Die Menschen haben hier mühseelig Terrassen angelegt auf denen das Wasser von einer Etage zur nächsten rinnt und wo sie dann verschiedenste Pflanzen anbauen können. Die Felder werden auch heute noch benutzt.

Verlassenes Dorf.
Wir fanden auf dem Hochplateau einige alte verfallene Bergdörfer welche sehr beeindruckend in die steilen Hänge gebaut wurden. Diese Dörfer sind wohl noch gar nicht so lange verlassen und man konnte sich richtig gut vorstellen wie hier die Menschen bis vor Kurzem noch ein einfachstes Leben führten und praktisch wie vor 3000 Jahren ihre Felder bestellten und Ziegen hüteten. Mittlerweile sind aber doch die Annehmlichkeiten des 20 Jdt. wie Strom, Fernseher, Autos auch bis in diese Gegend vorgedrungen und so leben heute die meisten Bewohner in moderneren neugebauten Dörfern. Für unsere Verhältnisse aber immer noch einfach und schlicht.

Einfach Verhältnisse in den Dörfern.


Voller Eindrücke verließen danach das Hochplateau und fuhren in die Ebene, in die Wüste, unserem großen Ziel...

Dorfversammlung.